Nun ist es auch offiziell: Die Vergölst Runderneuerung GmbH & Co. KG in Bad Nauheim stellt ihre Aktivitäten zum Jahresende ein. Nicht betroffen ist die nationale Handelsorganisation.
Durch die Schließung werden 262 Belegschaftsmitglieder ihren Job verlieren. Die Beendigung sowohl der Pkw-Runderneuerung als auch der Lkw-Runderneuerung sei wegen mangelnder Rentabilität erforderlich geworden. Zuletzt wurden jährlich etwa 600.
https://staging.reifenpresse.de/wp-content/uploads/2013/07/1887_00.jpg149400Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2025/09/Reifenpresse-Logo-2025_NEU.svgChristian Marx2001-10-08 00:00:002023-05-16 12:02:02Runderneuerung in Bad Nauheim wird zum Jahresende eingestellt
Das Geschäft mit Landwirtschaftsreifen hat im Continental-Konzern in den letzten 20 Jahren sicher keine große Rolle gespielt und gelegentlich wurde der gesamte Bereich auch in Frage gestellt. Dann überbrückte man die Zeit mit Off-Take-Agreements und ließ Unternehmen aus Osteuropa Reifen unter dem Markennamen mit dem springenden Pferd produzieren, um nicht ganz und gar aus dem Markt verschwinden zu müssen. Alles Schnee von gestern? So sieht es aus, denn seit in neuer Halle mit zum Teil auch neuen Maschinen Landwirtschaftsreifen in Otrokovice produziert werden, stimmen Preise und Qualitäten gleichermaßen, so dass sich die Führungscrew um Werner Flebbe (55) in Hannover in der Lage sieht, den Wettbewerb weltweit bestehen zu können.
Zwar ist Otrokovice nur eine Produktionsstätte, aus dem sich der Bereich Landwirtschaftsreifen weltweit bedienen kann, aber eben eine wichtige. Heute ist Continental ganz sicher die erste Marke des Konzerns mit dem breitesten Sortiment und wird als solche auch am teuersten vermarktet. Doch die Marke Barum wird schon jetzt als "Volumenmarke" bezeichnet mit überzeugendem Sortiment, übrigens auch im Bereich radialer Schlepperreifen bis inklusive 75er Serie, die dem Continental Contract wie aus dem Gesicht geschnitten ähneln.
Während Conti-Reifen überall im Handel Absatz finden, hat sich Flebbe für Barum in Deutschland ein Stützpunkthändlerkonzept einfallen lassen. Sechs großen Händlern (Wennekamp, Vergölst, Ihle/Günzburg, Schwarz, Semex und Brock/Weilerswist) bleibt die Vermarktung von Barum-Reifen vorbehalten, d.h.
diese verkaufen sowohl an Händler als auch an Endverbraucher. Doch man ging in Hannover einen Schritt weiter und bot exklusiv die Marke Uniroyal an, die man für den deutschen Markt am schnellsten platzieren konnte. Thorsten Bublitz, verantwortlich für Marketing und Vertrieb weltweit der Conti-Landwirtschaftsreifen, versichert im Gespräch, dass Meyer Lissendorf jetzt bereits fast alle wichtigen Rennergrößen zur Verfügung hat.
Runderneuerte Conti-Reifen, die unter dem Namen "Contire" europaweit vermarktet werden, entstehen in Off-Take-Agreements bei den Unternehmen Vergölst (Bad Nauheim), Reifen Günther (Diepholz) und Ihle (Günzburg). In Großbritannien sind Vacu-Lug in Grantham sowie Bandvulc in Ivybridge die Partner. Hinzu kommt die Semperit-Tochter Merkur in Wien.
Das Produktionsnetz soll jedoch weiter in Richtung der südeuropäischen Volumenmärkte ausgebaut werden, Verhandlungen mit neuen potentiellen Off-Take-Partnern sind gegenwärtig im Gange. Vermarktet werden die Werkserneuerungen zentral über Continental. Die Runderneuerung wird in original Formen nach dem "Wulst-zu-Wulst-Verfahren" durchgeführt, das den Reifen unempfindlich gegen Kontakte mit Bordsteinen oder beim Überfahren von Schwellen machen soll.
Conti kann dabei sowohl auf eigene Karkassen als auch auf eigene Mischungen aus der Neureifenherstellung zurückgreifen. So wird denn auch die Nähe der werkserneuerten Reifen zu neuen Pneus besonders betont: Contire-Reifen, die in bestimmten Ausführungen sogar beim Truck-Racing eingesetzt werden, stellen daher keine eigene Marke dar, sondern gelten als eine "Product Line Extension". Dies kommt u.
a. im Seitenwand-Design zum Ausdruck, das auf den ersten Blick von dem eines Neureifens nur durch den kleinen Contire-Schriftzug unterhalb der Profilbezeichnung zu unterscheiden ist. Der Vertrieb der mit einer "Neureifen-Garantie" versehenen Produkte erfolgt parallel zu den anderen Marken aus dem Hause Continental.
Ein runderneuerter Reifen kostet etwa zwei Drittel vom Preis, der für einen Lkw-Neureifen bezahlt werden muss. Die drei Kernmärkte für Contire-Werkserneuerungen sind England, Frankreich und Deutschland..
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2025/09/Reifenpresse-Logo-2025_NEU.svg00Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2025/09/Reifenpresse-Logo-2025_NEU.svgChristian Marx2001-05-29 00:00:002023-05-16 11:56:12Das Runderneuerungskonzept der Continental AG
Dr. Hartmut Wöhler (Foto) ist seit dem 1. Juni 1999 verantwortlich für die Handelsaktivitäten des Continental-Konzerns.
Er löst damit das bisherige Führungstrio Dr. Andreas Prüfer, Rainer Binder und Andreas Scheiba ab. Prüfer und Binder haben den Konzern im gegenseitigen Einvernehmen verlassen, Andreas Scheiba ist weiterhin zuständig für Vergölst sowie für die österreichische Kette Profi.
Hans-Joachim Brandt, bis dato zuständig für die britische Handelskette NTS, ist nun zuständig für Marketing und Einkauf Europa. Zu den Handelsaktivitäten des Konzerns gehören ferner die irische ATC, Adam Touring in der Schweiz, Dekkmann/Skandinavien und Barum Handel in der Tschechischen Republik. Wöhler kam 1990 zur Continental als Controller und war zuletzt Leiter Controlling Pkw-Division Europa und als solcher mit dem gesamten Handelsbereich vertraut.
Er übernimmt die Führung der Handelsorganisation in nicht allzu leichter Zeit. Mit einem Umsatz von immerhin mehr als 1,5 Milliarden DM wurde wiederum ein Verlust in Höhe von 22 Millionen DM geschrieben. Während Vergölst im boomenden Markt in der Lage war, ein zumindest ausgeglichenes Ergebnis erarbeiten zu können, fielen die Verluste nahezu vollständig bei NTS in England an.