Erst die feierlich vorgetragene Feststellung, dass “eine Zerschlagung des Continental-Konzerns mit diesem Vorstand und mit mir nicht zu machen ist.” Dann, im Hinblick auf den riesigen Schuldenberg, bat CEO Manfred Wennemer mit großem Nachdruck um: “Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen.” So geschehen auf der letzten Jahreshauptversammlung um die Jahresmitte 2008.
Der Übernahmepreis für VDO sei zwar hoch, aber nicht zu hoch gewesen. Klar, der Preis sei auch ein strategischer gewesen, aber dafür seien fortan Zukunftsziele schneller zu erreichen. Und die damit einhergehende Verschuldung? Hoch, gewiss.
Aber eben nicht zu hoch. Klare Botschaft an die Aktionäre: Wir packen das, wir schaffen Werte, wir zahlen zuverlässig Dividende. Mittlerweile ist viel passiert, weshalb die NEUE REIFENZEITUNG nach Vorstellung der Conti-Geschäftszahlen für 2008 der Frage nachgegangen ist, was Versprechungen dieser Art wert sind.
https://staging.reifenpresse.de/wp-content/uploads/2013/07/download3.gif1014Arno Borchershttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgArno Borchers2009-03-06 10:01:002023-05-17 14:16:46Conti: Zurück zu den Wurzeln – Als Kautschukspezialist Weltklasse
Die Continental AG hat heute ihre Konzernkennzahlen für das Geschäftsjahr 2008 vorgelegt. Im zurückliegenden Jahr ist der Umsatz im Vergleich zu 2007 demnach um 45,8 Prozent auf gut 24,2 Milliarden Euro gestiegen, wobei sich dieser starke Zuwachs im Wesentlichen natürlich durch den Erwerb der Siemens-Sparte VDO begründet. Das operative Konzernergebnis (EBIT) verringerte sich vor allem als Folge einer Goodwill-Abschreibung in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr allerdings auf minus 296,2 Millionen Euro (2007: 1,7 Milliarden Euro).
Das den Anteilseignern zuzurechnende Konzernergebnis reduzierte sich dadurch ebenso auf etwa minus 1,1 Milliarden Euro. Die Nettofinanzschulden reduzierten sich gegenüber dem Jahresende 2007 zwar um rund 373 Millionen Euro auf nunmehr knapp 10,5 Milliarden Euro, dennoch stieg die Gearing Ratio aufgrund der nicht cash-wirksamen Goodwill-Abschreibung auf 189,6 Prozent (2007: 158,3 Prozent). Für das Unternehmen steht angesichts dessen der Schuldenabbau im Vordergrund seiner Bemühungen.
“Deshalb haben wir zusätzlich zu den starken Einschnitten des vierten Quartals 2008 weitere Kostensenkungsprogramme aufgelegt, um unsere operativen Ergebnisse abzusichern, die für den Schuldenabbau elementar sind”, sagt der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Karl-Thomas Neumann. Zwar hat sich die Automotive Group mit einem Umsatz von 14,9 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis von nicht ganz 909 Millionen Euro (Marge: 6,1 Prozent) angesichts des massiven Nachfrageeinbruchs in der Automobilindustrie 2008 noch relativ gut behauptet, dennoch glänzt bei Conti eher das Gummi.
Und so spricht der scheidende Finanzvorstand, stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Leiter der Rubber Group Dr. Alan Hippe denn auch von einem “vor dem Hintergrund des aktuellen Umfelds herausragenden operativen Ergebnis” der Gummisparte. Sie konnte demnach bei einem Umsatz von nicht ganz 9,4 Milliarden Euro ein EBIT von fast 985 Millionen Euro erwirtschaften.
Schaeffler hat den Deal durchgezogen, hält 49,99 Prozent der Continental-Aktien selbst, zwei befreundete deutsche Privatbanken (Oppenheim und Metzler) teilen sich weitere 40 Prozent. Sehr wahrscheinlich sind diese aber nur auf Zeit dort “geparkt.” Damit ist klar, wer im Hause Continental den Ton angibt.
Dennoch ist aus Hannover bisher stets nur der Hinweis auf die Investorenvereinbarung erfolgt, als müsse diese als unumstößlich angesehen werden. Das Management müsste eigentlich seine Belegschaft allmählich mit ein paar anderen Wahrheiten stärker als bisher vertraut machen. Nach der Finanzkrise ist nichts mehr, wie es mal war, Nachverhandlungen allenthalben.
Man denke nur an Commerzbank und Dresdner Bank. Oder an diverse Nachverhandlungen der Deutschen Bank mit der Post. Selbst die neuen Hapag-Lloyd-Eigner, vornehme Hanseaten, wollen weniger als vereinbart bezahlen.
Da werden unterschiedlichste Gründe ins Feld geführt. Nicht so Schaeffler. Schaeffler hat Aktien zum Preis von 75 Euro übernommen, die aktuell gerade mal noch die 20-Euro-Marke streifen.
Dabei steht der stark von wenigen Großkunden abhängige Continental-Konzern inzwischen weit schwächer da, als er sich in der Vergangenheit darzustellen wusste. Während einer Investorenkonferenz in New York soll Finanzvorstand Dr. Hippe heute von einer vielleicht notwendig werdenden Kapitalerhöhung von einer Milliarde Euro gesprochen haben, was den Aktienkurs vollends einbrechen ließ.
Es gehört wenig Fantasie zur Voraussage, dass die Rubber Group mit ihren zehn Milliarden Euro Umsatz abgegeben wird, sofern und sobald sich ein Käufer findet. Daran würde auch “Garant” Schröder nichts ändern können. Und für Ministerpräsident Wulff änderte sich auch wenig.
Continental bleibt ja in Hannover. Dort hat die heute so bezeichnete Rubber Group stets ihr Hauptquartier gehabt. Continental Automotive Systems (CAS) hingegen wird und wurde von Frankfurt (Teves) und Regensburg (VDO) aus geführt.
Eine Abspaltung der Rubber Group wäre auch kein Opfer, sondern könnte die Lösung sein für alle Interessenverfechter, für die “Gummibude” selbst, aber auch für den Geschäftsbereich Conti Automotive Systems, sowieso für Schaeffler. Es wäre sachdienlich wie günstig, nun nicht länger ein Bild zu inszenieren, nach welchem Schaeffler “pleite” ist und von Continental gerettet werden möchte.
Die Investorenvereinbarung ist nur eine sehr bedingte Hilfe, das war jedem mit der Angelegenheit befassten Manager absolut klar.
Schaeffler selbst braucht diese Vereinbarung gar nicht zu brechen. Oppenheim und Metzler haben 40 Prozent der Stimmrechte und könnten “Vorschläge” unterbreiten, die alles andere als deckungsgleich mit der Investorenvereinbarung sind und dennoch im Interesse des Großaktionärs Schaeffler lägen. Sollte Schaeffler dann dagegen Sturm laufen? Fortan kann es nur darum gehen, die bestmöglichen Lösungen zu erarbeiten.
Wie derzeit noch hinter den Kulissen gefochten wird, ist nicht ganz klar. Wenn man sich allerdings anhört, was aus den Gremien offiziell und inoffiziell verlautet, ist man geneigt, eine gewisse Sehnsucht nach verbrannter Erde zu erahnen. Letztlich bleibt aber dennoch eine ganz einfache, ganz plumpe Erkenntnis, daran hat auch die Finanzkrise nichts ändern können: Wer bezahlt, bestimmt die Musik.
Mehr zum Thema Conti/Schaeffler und die rätselhaften Gratwanderungen des Dr. Hubertus von Grünberg rund um die Übernahmeschlacht lesen Sie in dem Beitrag “‚Alternder Despot’ contra ‚Listige Witwe’” in der Januar-Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG, der als kostenloser Download (PDF-Dokument, 192 kByte) ab sofort auch unter www.reifenpresse.
https://staging.reifenpresse.de/wp-content/uploads/2013/07/download2.gif1014Detlef Vogthttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgDetlef Vogt2009-01-15 14:48:002023-05-17 14:11:21Continental ist voll unter Schaefflers Kontrolle
Unabhängig von der momentanen Krise in der Automobilbranche hält die Continental an ihren Jahreszielen für 2008 fest. Das ist einer auf den Webseiten des Unternehmens abrufbaren Präsentation für eine Investorenkonferenz zu entnehmen. Demnach rechnet man für das zurückliegende Geschäftsjahr weiterhin mit einem Umsatz in Höhe von rund 25 Milliarden Euro bei einer um die Abschreibungen auf Vermögenswerte aus dem VDO-Kauf (PPA) sowie um Restrukturierungs- und Integrationskosten bereinigten EBIT-Marge zwischen siebeneinhalb und acht Prozent.
Die 2008 aufgelaufenen Restrukturierungs- und Integrationskosten werden mit etwa 150 Millionen Euro beziffert und die Belastung der Rubber Group durch Preissteigerungen aufseiten der Rohmaterialien mit rund 270 Millionen Euro. Darüber hinaus ist der Präsentation zu entnehmen, dass der Autozulieferer 2008 unter Umständen bis zu eine Milliarde Euro auf den Wert von gekauften Unternehmen (Goodwill) abschreiben muss, wodurch der Verschuldungsgrad von den ursprünglich prognostizierten 140 auf 160 Prozent (2007: rund 158 Prozent) steigen könnte. Seine vorläufigen Ergebnisse für das vergangene Jahr wird der Automobilzulieferer am 19.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Detlef Vogthttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgDetlef Vogt2009-01-15 11:57:002023-05-17 14:11:22Jahresziele 2008 werden von Continental bekräftigt
Die Continental-Beschäftigten haben ihrem Arbeitgeber Unternehmensangaben zufolge ein überdurchschnittlich gutes Zeugnis ausgestellt. Bezüglich mehrerer Fragenkomplexe der “Basics live” genannten anonymen Mitarbeiterbefragung, die der Lehrstuhl für Wirtschafts- und Organisationspsychologie der Universität Mannheim in Zusammenarbeit mit dem Automobilzulieferer bereits zum zweiten Mal nach der Premiere 2006 vorgenommen und an der sich mehr als 130.000 Beschäftigte an rund 200 Konzernstandorten beteiligten, sollen die Bewertungen deutlich über Industrie-Benchmarks gelegen haben.
“Das Ergebnis der Befragung spiegelt das Meinungsbild unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur gelebten Unternehmenskultur wider. Die Bewertungen in Sachen Loyalität zum Unternehmen, Qualitätsorientierung, Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten und in den jeweiligen Arbeitsgruppen liegen deutlich über dem Industrie-Benchmark”, erläutert Personalvorstand Heinz-Gerhard Wente. Andererseits wurde von den Beschäftigten Verbesserungsbedarf im Bereich Abteilungsstrategie und Kooperation zwischen Abteilungen gesehen.
“Das Management nutzt diese richtungsweisenden Rückmeldungen als wertvolle Anregung, um Arbeitsabläufe zu optimieren. Viele Anregungen werden wir in detaillierte Aufgaben und Projekte übertragen und umsetzen, denn nur so wird der kontinuierliche Verbesserungsprozess sichergestellt”, so Wente..
Vor dem Hintergrund der Krise der Automobilindustrie fürchtet man bei der Regensburger IG-Metall vor Ort ein “schleichendes Ausdünnen von Produkten ins Ausland”, wobei als mögliches Opfer solcher Planspiele in einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung auch der Conti-Standort in der bayrischen Stadt ins Spiel gebracht wird. Demnach soll die Produktion von Motor-Fahrer-Assistenzsystemen in dem früheren Siemens-VDO-Werk möglicherweise von Regensburg nach Frankreich verlagert werden. Gewerkschaftssprecher Jürgen Scholz befürchtet, dass Continental einen Teil der derzeit 7.
000 Arbeitsplätze abbauen will, auch mit Kurzarbeit sei zu rechnen. “Das treibt mich um”, hat er gegenüber dem Blatt zu Protokoll gegeben und zugleich berichtet, dass wegen des Übernahmekampfes mit Schaeffler bereits viele Ingenieure die Firma verlassen hätten..
Die Continental AG hat jetzt weitere Ergebnisse ihrer Studie bezüglich der Kenntnisse und der Ansichten der Autofahrer zu Hybridantriebssystemen vorgelegt, diesmal mit Blick auf den chinesischen Markt. Wie der Automobilzulieferer bereits mehrfach mitgeteilt hat, zeigen die Autofahrer weltweit ein “überraschend großes Interesse für Elektroautos und Fahrzeuge mit Hybridantrieb”, wobei – so ein erst jetzt veröffentlichtes Teilergebnis – Chinesen den Europäern und Asiaten diesbezüglich “einen Schritt voraus” sein sollen. Insgesamt sind der Umfrage zufolge, für die TNS/Infratest Anfang dieses Jahres im Conti-Auftrag jeweils rund 1.
000 Autofahrer in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Österreich, Schweiz, den USA und eben auch China befragt hatte, 53,7 Prozent der Chinesen bereit, ein Auto mit Hybridantrieb zu kaufen. Und sogar 73,4 Prozent hätten sich zudem offen gezeigt für den Erwerb eines Elektroautos. Allerdings erst, nachdem man sie über die entsprechenden Technologien aufgeklärt hatte.
Denn 81,7 Prozent der chinesischen Autofahrer konnten zuvor spontan keine Aussagen treffen, welche Kraftstoff sparenden Antriebsarten ihnen bekannt sind. Mit einem Wert von 7,5 Prozent hatten sie am ehesten noch vom Hybridantrieb gehört, der einen Verbrennungs- mit einem Elektromotor kombiniert. Der reine Elektroantrieb nach dem Benzinmotor (3,2 Prozent) steht mit durchschnittlich 2,7 Prozent an dritter Stelle in Sachen Bekanntheit.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgChristian Marx2008-11-24 11:55:002023-05-17 14:06:11Chinesen sind Europäern in Sachen Hybrid voraus, sagt Conti
Heise Online meldet, dass Continental zum Jahresende die Produktion und den Vertrieb von Geräten der Marke VDO Dayton für den Endkundenbereich – beispielsweise nachrüstbare und portable Navigationsgeräte, Autoradios, DVD-Player und Touchscreens – auslaufen lassen will. Wie es weiter heißt, habe Unternehmenssprecher Enno Pflug diese Entscheidung mit einem angespannten Geschäftsumfeld bzw. wenig Perspektiven im Endkundenbereich begründet und deshalb eine Fortführung des Geschäftes über den Jahreswechsel hinaus als “eher unwahrscheinlich”bezeichnet.
Weitergehen soll demgegenüber das Geschäft mit Navigations- und Multimedialösungen für OEM-Kunden, da dieser Bereich wegen der meist vorab in großen Mengen georderten sowie zu höheren Preisen als im Ersatzgeschäft verkauften Geräte deutlich lukrativer für das Unternehmen sei. Ob das Aus der Marke VDO Dayton auch den etwaigen Abbau von Arbeitsplätzen nach sich ziehen wird, konnte Pflug demnach zum derzeitigen Augenblick noch nicht sagen..
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgChristian Marx2008-11-17 12:36:002023-05-17 14:06:27Marke VDO Dayton vor dem Aus
https://staging.reifenpresse.de/wp-content/uploads/2013/07/Continental-Umsatz.jpg619400Arno Borchershttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgArno Borchers2008-10-31 09:09:002023-05-17 11:30:13EBIT-Marge von 8,5 Prozent weiterhin Ziel für Conti
Nach der Einschätzung von Analysten hat die derzeit lahmende Automobilkonjunktur der Continental AG im dritten Quartal die “Ergebnisse verhagelt”, wie es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung formuliert wird. Demnach gehen zehn von Dow Jones Newswires befragte Analysten zwar von einem im Vergleich zum Vorjahresquartal durch die Siemens-VDO-Übernahme deutlich gestiegenen Umsatz aus. Allerdings – so die weitere Einschätzung – dürfte die laufende Sanierung der Antriebssparte Powertrain, steigende Rohstoffpreise und schwache Fahrzeugverkäufe in Westeuropa und den USA den Gewinn des Konzerns stark belastet haben, weshalb in diesem Zusammenhang von einem “starken Gegenwind” für Conti im dritten Quartal die Rede ist.
Erwartet wird ein Umsatzanstieg von gut drei Milliarden Euro für den Zeitraum Juli bis September 2007 auf nunmehr fast sechs Milliarden im dritten Quartal 2008, während ein zehnprozentiger Rückgang des Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT), Abschreibungen auf Vermögenswerte aus dem Kauf von Siemens-VDO (PPA) sowie Restrukturierungs- und Integrationskosten auf 403 Millionen Euro prognostiziert wird. Der Nettogewinn werde sogar um 85 Prozent auf nur noch 38 Millionen Euro schrumpfen, glauben die Analysten im Vorfeld der Veröffentlichung der offiziellen Conti-Zahlen am morgigen Donnerstag..