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Schaeffler und Continental: Wie geschmiert angeschlichen

Ein wenig Allgemeinbildung: Die Schul-„Einser“ der lieben Kleinen stellen sich dank genetischer Mitbringsel der Eltern ein; anfallende „Fünfer“ beweisen Defizite beim Pädagogen. Der Lehrer kann halt nicht erklären. So geht es weiter: Hochfliegende Aktienkurse beweisen, dass „der Markt unsere (hier spricht der Vorstand) in die Zukunft gerichtete Strategie und das sich daraus abzeichnende Potenzial erkannt hat, Hightech, technischen Vorsprung und Exzellenz schätzt“.

Aktienkurse im freien Fall: „Gnadenloser Wettbewerb, außerhalb unserer Kontrolle liegende äußere Einflüsse, temporär schwaches Marktumfeld, schwächelnde Börse, Ölkrise.“ An Mechanismen dieser Art sollte sich erinnern, wer sich im Übernahmekampf Schaeffler/Continental ein Bild machen möchte.

Opportunistisch, selbstherrlich und illegal?

Es ist eine verdrehte Welt, wenn Continental-Chef Wennemer die Schaeffler-Gruppe hoch emotional angreift.

Wer das Abwehrstatement liest, ahnt das Messer noch zwischen Herrn Wennemers Zähnen. Opportunistisch, selbstherrlich, egoistisch, rechtswidrig, ohne industrielle Logik sei das Vorgehen. Dass Schaeffler es bei einer Minderheitsbeteiligung belassen und die Struktur der Conti nicht angreifen wolle, sei unglaubwürdig.

Er, Wennemer begrüße ein Schaeffler-Engagement, sofern sich dieses auf 15 bis 20 Prozent beschränke und es nicht zu einer „Kontrollbeteiligung“ komme, um sodann festzustellen: „Das Vorgehen würde Schaeffler nützen, nicht aber der Continental.“ Zum Schluss wird dann noch differenzierend festgestellt, man wolle die Interessen der Aktionäre „und der anderen Stakeholder“ vertreten.

Das wird schwer sein.

Manfred Wennemer hat in weiteren Interviews mit Sonntagszeitungen klargelegt, was er vermisst: eine ordentliche Prämienzahlung für die Aktionäre, der sich Schaeffler durch geschicktes (wirklich rechtswidriges?) Heranschleichen entzogen habe. Zu den Interessen der „anderen Stakeholder“ wurde bisher nichts gesagt. Mehr zu diesem Thema können Interessierte einem in der August-Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG erscheinenden Beitrag entnehmen, der als PDF-Dokument zum kostenlosen Download (Dateigröße: 430 kByte) bereits vorab auf unseren Internetseiten bereitsteht.

Schaeffler-Gruppe begrüßt Contis Gesprächsbereitschaft

Dass man sich beim Continental-Konzern trotz der zunächst scharfen verbalen Attacken gegen die Schaeffler-Gruppe nun in Sachen Beteiligung des fränkischen Familienunternehmens bei dem hannoverschen Automobilzulieferer offenbar wieder bedingt gesprächsbereit zeigt, wird von den Eigentümern und der Geschäftsleitung des Unternehmens aus Herzogenaurach begrüßt. „Allerdings gilt die von der Schaeffler-Gruppe verfolgte Zielsetzung unverändert, ein strategischer Großaktionär der Continental AG zu werden und dafür mehr als 30 Prozent der Anteile zu erwerben“, wird im selben Atemzug unmissverständlich klar gemacht. Diese strategische Beteiligung sei notwendig, um eine stabile Aktionärsstruktur der Continental AG zu erreichen, um die Ziele der Schaeffler-Gruppe umsetzen zu können und damit die Investition in das Unternehmen langfristig abzusichern, heißt es weiter aus Herzogenaurach.

Bisher hat Wennemer eine Beteiligung in dieser Höhe abgelehnt, wobei die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf gut unterrichtete Kreise davon ausgeht, dass Schaeffler eher sogar 49 Prozent anstrebe. Diese Variante soll Schaeffler dem Conti-Vorstand schon am 11. Juli beim ersten Treffen am Frankfurter Flughafen so vorgeschlagen haben, weiß das Blatt zu berichten.

Wackelt Wennemers Stuhl?

Während die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben will, dass der Conti-Vorstandsvorsitzende seinen Posten zur Verfügung stellen wolle, wenn es bei der offenbar für 23. Juli geplanten außerordentlichen Aufsichtsratssitzung zu keiner Einigung in Sachen Abwehrstrategie gegen die Schaeffler-Gruppe komme, ist dies von dem hannoverschen Automobilzulieferer inzwischen dementiert worden. Dem Bericht des Blattes, Wennemer stehe vor einer Ablösung durch das Vorstandsmitglied Dr.

Karl-Thomas Neumann ist laut Reuters ein Unternehmenssprecher entgegengetreten. „An dieser Spekulation ist nichts dran“, wird er von der Nachrichtenagentur zitiert..

Bundesfinanzaufsicht prüft Schaeffler-Vorgehen im Fall Conti

Nachdem sich die Continental AG im Zusammenhang mit der Abwehr des Schaeffler-Übernahmeversuches an die Bundesfinanzaufsicht (BaFin) gewandt hat, prüft diese nun das Vorgehen des fränkischen Unternehmens. Untersucht wird, ob die Schaeffler-Gruppe bei der Aufstockung ihrer Anteile mittels sogenannter Swap-Optionen gegen das Wertpapierübernahmegesetz verstoßen und sich somit – wie Conti meint – auf „rechtswidrige Weise angeschlichen“ habe, um das Ruder bei dem Konzern übernehmen zu können. „Wir bewerten das juristisch“, so eine BaFin-Sprecherin gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Die Prüfung der Unterlagen kann sich demnach allerdings einige Wochen hinziehen. Werden tatsächlich Unregelmäßigkeiten festgestellt, drohe dem Unternehmen aus Herzogenaurach nach dem Wertpapierhandelsgesetz allerdings lediglich ein Bußgeld von maximal 200.000 Euro, heißt es weiter.

Spielt Schaeffler bei Conti nun auf Zeit?

Bei der Norddeutschen Landesbank hält man das von der Schaeffler-Gruppe zwecks Übernahme der Continental AG vorgelegte Angebot für unglaubwürdig. Dieser Meinung soll zumindest Frank Schwope, Autoexperte bei der Nord/LB, sein und gegenüber der Deutschen Presseagentur gesagt haben, dass Schaeffler seiner Einschätzung nach vielmehr auf einen wieder absackenden Kurs der Conti-Aktie spekuliere, um dann weiter Anteile an dem Automobilzulieferer aus Hannover zuzukaufen. Den Beteuerungen des Schaeffler-Managements, dass man nicht unbedingt eine Mehrheit bei Conti anstrebe, das Unternehmen nicht zerschlagen wolle und auch keine Arbeitsplätze gefährdet seien, sind für Schwope demnach nur das „das übliche Geplänkel“.

Vielmehr glaubt er, bei Schaeffler setze man nun auf den Faktor Zeit, um dann nach einer späteren erfolgreichen Übernahme der Continental AG deren Reifensparte eben doch zu verkaufen, um den Kauf zu refinanzieren. Mehr oder weniger der gleichen Meinung ist auch Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. „Die Sache macht für Schaeffler ja nur Sinn, wenn sie Teile von Conti verkaufen“, sagte er in einem Interview mit dem Manager-Magazin.

Dies sei dann dasselbe Vorgehen wie bei FAG Kugelfischer. „Sie zerschlagen Conti dann nicht so brutal, wie man das vom angloamerikanischen Markt her kennt. Die Reifenproduktion wird in diesem Konzern hinterher aber kaum noch eine Rolle spielen.

Schaeffler muss ja auch die Finanzierung von insgesamt über 20 Milliarden Euro schultern“, so Hennerkes. Dass es sich bei dem Schaeffler-Angebot nur um ein „Pseudo-Angebot“ handelt, meint Schwope nicht zuletzt auch an der Höhe des Angebotes ablesen zu können, da es noch unter dem VDO-Kaufpreis liege..

Investmentbank Merrill Lynch wegen Conti/Schaeffler in der Kritik

Wie die Welt unter Berufung auf britische Finanzkreise berichtet, will die Continental AG im Kampf um die Abwehr einer möglicherweise drohenden Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe nun offenbar auch die britische Finanzaufsicht FSA einschalten, um dadurch Druck auf die von Schaeffler beauftragte Investmentbank Merrill Lynch auszuüben und deren Rolle in der Angelegenheit zu klären. Geprüft werden soll demnach, ob das Vorgehen von Merrill Lynch möglicherweise rechtswidrig gewesen sei. Conti vermute einen wesentlichen Interessenkonflikt, heißt es, obwohl der Automobilzulieferer auf Nachfrage des Blattes den Bericht nicht kommentieren wollte.

Bei der ganzen Sache geht es wohl vor allem auch darum, dass die Investmentbank unmittelbar vor Bekanntwerden des Schaeffler-Interesses an Conti, die Aktie des Hannoverschen Konzerns von „kaufen“ auf „neutral“ herabgestuft hatte und damit – so der Vorwurf von Investorenseite – zu einem weiteren Kurverfall des Wertpapiers beigetragen habe. „Viele Investoren fühlen sich betrogen, vor allem im angelsächsischen Raum“, zitiert die Financial Times Deutschland Äußerungen aus Finanzkreisen. Schließlich sei Merrill Lynch ja über sogenannte Swap-Geschäfte, die derzeit bei der deutschen Bundesfinanzaufsicht (BaFin) auf dem Prüfstand stehen, zugleich auch an dem Übernahmekampf beteiligt.

Wie die Zeitung in ihrer Ausgabe vom 17. Juli weiter schreibt, hat die Bank jegliche Vorwürfe jedoch zurückgewiesen. Einen Zusammenhang zwischen der Herabstufung der Conti-Aktie und Schaefflers Übernahmeplänen gebe es nicht.

Wie steht von Grünberg zu einer möglichen Conti-Übernahme?

Das Handelsblatt berichtet unter Berufung auf Aussagen von Teilnehmern an der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Continental AG am vorigen Dienstag (15. Juli), dass Dr. Hubertus von Grünberg, Vorsitzender dieses Kontrollgremiums, dabei Sympathie für die Pläne der Schaeffler-Gruppe zur Übernahme des Automobilzulieferers hat erkennen lassen.

Demnach soll er im Rahmen der Sitzung gesagt haben, dass eine Übernahme nicht mehr zu verhindern sei und man kein Feindbild aufbauen dürfe. Er habe darüber hinaus für weitere Gespräche mit Schaeffler geworben, heißt es. „Seine Äußerungen blieben vage.

Aber ich hatte das Gefühl, der steckt tiefer drin, als er zugibt“, wird ein namentlich nicht genannter Teilnehmer an der Sitzung von dem Blatt zitiert, nach dessen Meinung von Grünberg eine „zwielichtige Rolle“ in der Angelegenheit spiele. Zumal der Aufsichtsratschef eingeräumt habe, schon vor dem ersten Gespräch zwischen dem Conti-Vorstandsvorsitzenden Manfred Wennemer und Dr. Jürgen Geißinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schaeffler-Gruppe, von dem Interesse des fränkischen Familienunternehmens an Conti erfahren zu haben.

Entsprechende Nachfragen der Zeitung soll von Grünberg nur ausweichend beantwortet haben. Seinen Worten zufolge habe der Conti-Aufsichtsrat die Entscheidung der Schaeffler-Gruppe zur Abgabe eines Übernahmeangebotes „zur Kenntnis genommen“. Sobald dieses Angebot ausreichend konkretisiert vorliege, werde es im Aufsichtsrat dazu einen Meinungsbildungsprozess geben, wobei die Interessen der „Aktionäre und Stakeholder“ im Vordergrund stehen würden, gibt das Handelsblatt seine Aussagen wieder.

„Als Vorsitzender des Aufsichtsratsgremiums, das in der Regel zu einem gemeinsamen Votum gelangt, ist es mir deshalb heute – vor Abschluss dieses Meinungsbildungsprozesses – noch nicht möglich, eine derartige Stellungnahme abzugeben. Im Übrigen hat sich der Vorstand der Continental AG gestern klar geäußert“, so laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein weiteres Statement des Continental-Aufsichtsratsvorsitzenden vom gestrigen Donnerstag (17. Juli).

VW-Chef warnt vor Übernahmekampf zwischen Conti und Schaeffler

Der Volkswagen-Chef Dr. Martin Winterkorn warnt vor einem Übernahmekampf zwischen Continental und der Schaeffler-Gruppe. Ein Zusammenschluss, den er einem Focus-Money-Bericht zufolge grundsätzlich als positiv bewertet, ergibt seiner Meinung nach nur dann Sinn, wenn er nicht gegen den Willen von Conti erfolge.

„Was ich nicht positiv sehen würde, wäre, wenn hier ein Machtkampf entstünde mit feindlicher Übernahme und solchen Dingen. Das könnte unser Geschäft schädigen“, befürchtet er als größter Kunde beider Unternehmen. „Ich hätte ein Problem, wenn die sich ein halbes Jahr lang bekriegen“, soll Winterkorn laut Focus Money darüber hinaus gesagt und zugleich deutlich gemacht haben, dass Volkswagen der Continental nicht als „weißer Ritter“ zur Seite springen werde.

Continental: Spitzenmann beriet Schaeffler mindestens bis 2006

Die Rolle des Conti-Aufsichtsratsvorsitzenden beschreibt das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe als „ungeklärt.“ Von Grünberg habe „zumindest bis 2006 die Schaeffler-Gruppe beraten.“

Eine von ihm beratene Private Equity-Gruppe hatte vor zwei Jahren bereits einmal mit einer Conti-Übernahme geliebäugelt.

Politik geteilter Meinung in Sachen Conti/Schaeffler

Während sich Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff nach einem Gespräch mit dem Conti-Vorstandsvorsitzenden Manfred Wennemer vor dem Hintergrund des Übernahmeangebotes der Schaeffler-Gruppe für eine weitere Eigenständigkeit der Continental AG ausgesprochen hat, unterstützt sein Kollege aus Bayern den geplanten Einstieg des fränkischen Unternehmens bei dem Reifenhersteller und Automobilzulieferer. „Ich halte das Engagement für wohlüberlegt und ambitioniert“, sagte Beckstein gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Mit seiner Meinung, dass sich die beiden Unternehmen gut ergänzen würden, liegt er damit offensichtlich auf einer Wellenlänge mit Dr.

Jürgen Geißinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schaeffler-Gruppe. Schaeffler behaupte sich – so Beckstein weiter – seit Jahren erfolgreich am Weltmarkt, wobei eine Stärke des Unternehmens sei, „sich nicht wie viele börsennotierte Unternehmen allzu stark an der kurzfristigen Kursentwicklung orientieren zu müssen“. Andere Dinge hat demgegenüber Christian Wulf im Blick.

„Wir bewerten die gesamte Entwicklung danach, dass die Arbeitsplätze gesichert sind, dass die Conti eigenständig bleibt, dass sie börsennotiert im DAX bleibt, dass sie zusammenbleibt und nicht zerschlagen wird und ihren Sitz in Hannover behält“, wird er in verschiedenen Medien zitiert. Es gehe vor allem darum, dass Conti seine „großartigen Zukunftschancen“ wahrnehmen könne. „In diesem Zusammenhang machen wir uns Sorgen, dass diese Voraussetzungen erfüllt werden“, so Wulff weiter.