business

Beiträge

„Zeitspiel“ von Conti?

Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge will Continental in Sachen einer möglichen Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe auf Zeit spielen und zu diesem Zweck unter Umständen einer außerordentlichen Hauptversammlung einberufen. Dies hätte demnach zur Folge, dass sich die Annahmefrist für das Schaeffler-Angebot auf zehn von bislang vier Wochen verlängere und die Hannoveraner auf diese Weise mehr Zeit für ihren Abwehrkampf gegen das Familienunternehmen aus Herzogenaurach gewännen. Die könnte beispielsweise dafür genutzt werden, um mithilfe befreundeter Anteilseigner eine Gegenofferte auf die Beine zu stellen, wird spekuliert.

Bankenaufsicht nimmt Conti ins Visier

Nachdem Conti die Bankenaufsicht (BaFin) zwecks Prüfung der vermeintlich unrechtmäßigen „Schaeffler-Swaps“ angerufen hatte, gerät der Konzern unterdessen nun offenbar selbst ins Visier der Ermittler der Finanzaufsicht. Denn anscheinend hatte der Automobilzulieferer Unternehmenskennzahlen zu den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2008 bereits ein paar Tage vor dem eigentlichen angekündigten Veröffentlichungstermin (31. Juli) an Analysten und Investoren verschickt.

„Die BaFin wird sich darüber informieren, ob und wenn ja welche Daten den Analysten vorab tatsächlich zur Verfügung gestellt wurden“, zitiert das Handelsblatt eine Sprecherin der Behörde. Geklärt werden müsse, ob die vorab herausgegebenen Zahlen eine Insiderinformation darstellen, die gegebenenfalls ad-hoc-pflichtig gewesen wäre. Das hänge davon ab, ob die Daten „geeignet waren, erheblich auf den Kurs einzuwirken“, heißt es weiter in dem Bericht der Zeitung.

Sollten die vorab verbreiteten Zahlen „im Korridor des Erwarteten“ liegen, droht demnach keine Strafe. Anderenfalls – so das Blatt weiter – könne das Vorgehen Contis als Ordnungswidrigkeit geahndet und mit einer Strafe in Höhe von maximal einer Million Euro belegt werden..

Branchenkonsolidierung? Michelin würde nicht tatenlos zusehen

Michelin würde einer Branchenkonsolidierung, wie sie im Zusammenhang mit dem Schaeffler-Übernahmeversuch von Continental spekuliert wird, nicht tatenlos zusehen. Das Unternehmen werde sich eine Konsolidierung nicht ansehen, „wie eine Kuh einen Zug durch die Landschaft fahren sieht“, gibt die FAZ unter Berufung auf den Informationsdienst Dow Jones Äußerungen von Michelin-Finanzvorstand Jean-Dominique Senard wieder..

Rechtsexperte sagt, „Schaeffler-Swaps“ seien rechtswidrig

Die Continental AG sieht sich durch Analysen von Rechtsexperten in ihrer Auffassung bestätigt, dass sich die Schaeffler-Gruppe mithilfe von Banken und Derivatepositionen unter Verstoß gegen Melde- und Mitteilungspflichten Zugriff auf 36 Prozent des Continental-Kapitals „erschlichen“ hat. Dies leitet das Unternehmen unter anderem aus den Ergebnissen eines Rechtsgutachtens des Universitätsprofessors Dr. Mathias Habersack, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung der Eberhard Karls Universität Tübingen und Mitglied des Kuratoriums der Bankrechtlichen Vereinigung, ab.

Habersack sieht in dem Vorgehen der Schaeffler-Gruppe mit Eingehung der Swap-Verträge einen „klaren Verstoß gegen Melde- und Zurechnungsvorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes und des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes“. Deshalb weist er wie Conti darauf hin, dass die deutsche Finanzaufsicht (BaFin) in diesem Fall nicht nur Bußgelder verhängen, sondern gegen das rechtswidrige Vorgehen weitaus schärfere Instrumente einsetzen könne. Um für ein „level playing field“ im Kapitalmarkt zu sorgen, kann und muss die BaFin demnach Anordnungen treffen, die das „markt- und rechtswidrige Verhalten“ beseitigen und verhindern, dass die Schaeffler-Gruppe die Früchte ihres rechtswidrigen Vorgehens ernte.

Bereits auf der Grundlage der öffentlich bekannten Fakten ist klar, dass bei Eingehung der so genannten ‚Schaeffler-Swaps’ die Stimmrechtsmeldepflichten und Stimmrechtszurechtsnormen hätten beachtet werden müssen. Das Vorgehen hat gegen geltendes Recht verstoßen“, meint Prof. Dr.

Anschleichern zu spät auf die Schliche gekommen

War es illegal oder doch legitim, das unbemerkte Anschleichen der Schaeffler-Gruppe? Ob dieses Familienunternehmen den großen Brocken Continental letztlich bekommt, ist noch nicht ganz gewiss. Ob dieser Brocken sodann mühelos verdaut werden kann, bleibt abzuwarten. Wenn der Deal gelingt, entsteht ein schlagkräftiger deutscher Zulieferer für die Automobilindustrie.

Das ist nicht allein im Sinne der deutschen Automobilindustrie. Mehr zu diesem Thema können Interessierte der August-Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG entnehmen. Als PDF-Dokument zum kostenlosen Download (Dateigröße: 158 kByte) steht er bereits jetzt auf unseren Internetseiten bereit.

Autozulieferer Valeo offenbar an Teilen von Conti interessiert

Der französische Autozulieferer Valeo soll angeblich Interesse an Teilen von Conti angemeldet haben für den Fall, dass die Schaeffler-Gruppe nach einer Übernahme des Konzerns aus Hannover wegen dessen hoher Verschuldung entgegen allen bisherigen Beteuerungen doch gezwungen sein sollte, einzelne Continental-Unternehmensbereiche zu veräußern. So interpretiert zumindest Reuters die von Valeo-Chef Thierry Morin gemachten Aussagen anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen der Franzosen. „Wir beobachten die Lage bei Continental/Schaeffler genau“, soll er unter Verweis darauf gesagt haben, dass Valeo auf der Suche nach Akquisitionszielen in seinem Kerngeschäft sei und sich in einer finanziell starken Position befinde, da man die eigene Verschuldung „drastisch reduziert“ habe.

Schaeffler-Gruppe veröffentlicht Angebot an Conti-Aktionäre

Wie die Schaeffler-Gruppe mitteilt, hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) die Angebotsunterlage für das freiwillige öffentliche Übernahmeangebot des in Herzogenaurach beheimateten Unternehmens an alle Aktionäre der Continental AG (Hannover) genehmigt. Die Frist für die Annahme dieses Angebotes beginnt mit Veröffentlichung dieser Angebotsunterlage am 30. Juli 2008 und endet am 27.

August 2008 um 24 Uhr. Die Aktionäre der Continental AG können damit ihre Aktien von heute an der Schaeffler-Gruppe zum Erwerb andienen, wobei 70,12 Euro je Aktie in bar angeboten werden. Dieser Preis entspreche dem gewichteten durchschnittlichen Kurs der Conti-Aktie im XETRA- und Parketthandel der vergangenen drei Monate vor der Ankündigung des Übernahmeangebotes am 15.

Juli 2008 und stelle damit die gemäß Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz (WpÜG) als angemessen angesehene Gegenleistung dar. Der Angebotspreis enthält laut der Schaeffler-Gruppe einen Aufschlag von 16,16 Euro bzw. 29,95 Prozent auf den XETRA-Börsenschlusskurs vom 11.

Juli 2008, dem letzten Börsenhandelstag vor den ersten Medienberichten über ein mögliches Angebot für die Übernahme der Continental AG durch das fränkische Familienunternehmen. „Wir bieten einen fairen Preis, der für die Aktionäre der Continental AG interessant ist. Jetzt sollten wir es den Aktionären überlassen, unser Angebot zu bewerten und ihre Entscheidung zu treffen“, sagt Dr.

Jürgen M. Geißinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schaeffler-Gruppe..

Kann Conti die Übernahme durch Schaeffler noch abwehren?

Während in manchen Zeitungen der Umstand, dass Continental nunmehr nach Goldman Sachs und JP Morgan auch die Deutsche Bank als Berater rund um die möglicherweise drohende Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe engagiert hat, als Stärkung der Abwehr der Hannoveraner gewertet wird, sehen andere Blätter – wie beispielsweise das Handelsblatt – darin so etwas wie erste „Verkaufsvorbereitungen“ des DAX-Konzerns. Vielleicht macht Letzteres eventuell sogar mehr Sinn, zumindest dann, wenn man die Meinung von Uwe Loos teilt. Loos führte den Schweinfurter Wälzlagerhersteller FAG Kugelfischer, bis dieser von Schaeffler geschluckt wurde, und gibt einem Widerstand Contis offenbar nur wenig Chancen.

„Es ist eine Frage der Zeit, wann das Management kippt“, hat Loos gegenüber der Welt am Sonntag zu Protokoll gegeben. Außerdem – so ist von anderer Stelle zu hören – habe die Schaeffler-Gruppe längst die notwendigen Mittel für die Conti-Übernahme zusammen. Sechs Finanzinstitute hätten das Milliardendarlehen bereits „komplett garantiert“ wie beispielsweise die Wiener Zeitung von mehreren mit dem Vorgang vertrauten Bankern in London erfahren haben will.

Eine „schnelle und friedliche“ Entscheidung in dem Übernahmekampf scheint dabei übrigens auch im Sinne von General Motors zu sein. Denn Carl-Peter Forster, Europachef des Automobilherstellers, hat gegenüber der Wirtschaftswoche ebenso wie zuvor mehr oder weniger auch schon VW-Chef Winterkorn die Befürchtung geäußert, dass ansonsten die gesamte Branche Schaden nehmen könne. „Ich würde es aus Kundensicht mit großer Sorge betrachten, wenn es zu einer monatelangen Abwehrschlacht käme, unter der beide Unternehmen leiden.

Vergrößertes Conti-Beraterteam zur Schaeffler-Abwehr?

Wie Reuters von zwei mit den Plänen vertrauten Personen erfahren haben will, hat die Continental AG ihre Beratermannschaft zur Abwehr des Übernahmeversuchs der Schaeffler-Gruppe verstärkt. Neben Goldman Sachs solle nun auch die US-Investmentbank JP Morgan die Verteidigungsstrategie des Konzerns vorantreiben, heißt es. Zwar habe JP Morgan in Zusammenarbeit mit Goldman Sachs die „unerwünschte Offerte“ schon analysiert und bewertet, sei bislang allerdings noch nicht zur Abwehr mandatiert gewesen.

Conti/Schaeffler: Wat nu?

Nach dem gestrigen, in vielen Medien als „Krisensitzung“ bezeichneten Zusammentreffen des Continental-Aufsichtrates und dem dabei herausgekommenen „Jein“ in Richtung der an einer Übernahme des Unternehmens interessierten Schaeffler-Gruppe, ranken sich nunmehr erste Spekulationen darum, wie die ganze Sache jetzt wohl weitergehen wird. Denn das gemeinsame Statement von Aufsichtsrat und Vorstand der Continental AG, in dem einerseits von der Ablehnung des bisherigen Schaeffler-Angebots, der juristischen Prüfung der Art und Weise der Annäherung der Gruppe sowie von „bereits identifizierten Handlungsoptionen“ zum Schutz der Interessen der Aktionäre, Mitarbeiter und sonstigen Stakeholder an der Continental AG die Rede ist und dem andererseits entnommen werden kann, dass „eine Einigung mit der Schaeffler-Gruppe in diesem Verfahren erstrebenswert“ sei, lässt genügend Spielraum für Interpretationen. Dass der Aufsichtsrat dem Vorstand unter der Bedingung, dass für die eigenen Aktionäre eine „angemessene Prämie“ herausspringt oder Schaeffler sich mit einer für Conti „akzeptablen Beteiligungsquote“ zufriedengibt, die Unterstützung direkter Verhandlungen mit der Schaeffler-Gruppe zugesagt hat, wertet Ferdinand Dudenhöffer, Direktor und Mitbegründer des Center of Automotive Research (CAR) an der Fachhochschule Gelsenkirchen, laut Reuters beispielsweise als Indiz dafür, dass nun alles auf ein Zusammengehen hindeute.

„Als letztes Gegenargument ist der Preis und sonst nichts übrig geblieben“, wird er von der Nachrichtenagentur zitiert. Auch in einem Bericht des Handelsblattes wird die Auffassung vertreten, der Conti-Konzern öffne mit der gemeinsamen Erklärung von Aufsichtsrat und Vorstand Schaeffler mehr oder weniger nur die „Tür zu einer friedlichen Einigung“. Angesichts dessen dürfen durchaus Zweifel daran angemeldet werden, ob – wie von der Financial Times Deutschland gemeldet – mittels „neuer Investoren aus dem Ausland“ eine Blockade der Conti-Übernahme durch Schaeffler wirklich ernsthaft zur Diskussion steht.