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Conti/Schaeffler: Abtrennung der Rubber Group unter von Grünbergs Begleitung

Was in der Öffentlichkeit bis vor Kurzem eher noch wie ein Machtkampf bis aufs letzte Messer wahrgenommen wurde, soll sich dank der außerordentlichen Continental-Aufsichtratssitzung vom vergangenen Wochenende in allseitiges Wohlgefallen aufgelöst haben. Doch ob deren Ergebnisse, die beide Seiten – also die Continental AG und ihr Großaktionär Schaeffler – unisono lapidar als “Konkretisierung der Zusammenarbeit” bezeichnen, tatsächlich sämtlichen potenziellen Zündstoff rund um die “Formung eines zweiten globalen Champions im Automobilzulieferergeschäft” innerhalb Deutschlands beseitigt hat, wird wohl erst die Zukunft zeigen. Festzuhalten bleibt zunächst einmal, dass sich die Schaeffler-Gruppe mit ihrer Forderung, Dr.

Hubertus von Grünberg möge seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender räumen, de facto hat durchgesetzt hat. Freilich wird dies in den gleichlautenden Pressemeldungen beider Unternehmen viel freundlicher ausgedrückt. Der Aufsichtsrat habe zustimmend den Vorschlag des Vorstandes zur Kenntnis genommen, den Prozess für eine organisatorisch und rechtlich selbstständige Rubber Group einzuleiten, der unter enger Begleitung von Grünbergs erfolgen soll, der vor diesem Hintergrund “den Vorsitz im Aufsichtsrat kurzfristig zur Verfügung stellen möchte”.

Außerdem hat sich der Aufsichtsrat nach Unternehmensaussagen darauf verständigt, der Schaeffler-Gruppe – wie in der gemeinsamen Investorenvereinbarung vorgesehen – vier Mandate anzubieten. Diese hat Maria-Elisabeth Schaeffler, Georg Schaeffler, Dr. Jürgen M.

Geißinger und Schaeffler-Berater Rolf Koerfer als Kandidaten benannt. Sobald die Aufsichtsräte vom Amtsgericht bestellt sind, soll der Aufsichtsrat zügig einen neuen Vorsitzenden wählen, wobei man sich auf die Kandidatur von Rolf Koerfer als Nachfolger von Dr. Hubertus von Grünberg verständigt hat, der dem Aufsichtsrat der Continental AG weiterhin angehören wird.

Dass es alles in allem nun mehr oder weniger doch so kommt, wie es die NEUE REIFENZEITUNG bereits vorhergesehen hatte (siehe den Beitrag “Continental ist voll unter Schaefflers Kontrolle”), muss der Entwicklung einer auf sich selbst gestellten Gummi- bzw. Reifensparte nicht automatisch abträglich sein.

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„Alternder Despot“ contra „Listige Witwe“ – Rätselhafte Gratwanderungen des Dr. Hubertus von Grünberg

Die Verwerfungen auf den internationalen Finanzmärkten sind auch an Conti/Schaeffler nicht spurlos vorübergegangen, doch sind alle Nöte und Qualen darauf nicht abzuwälzen. Die Rezession und damit die Gefahr eines radikalen Abschwungs der Automobilindustrie drohte bereits in einer für Continental anfälligen Phase. War es Wagemut des Conti-Managements, sich in zweistelliger Milliardenhöhe zu verschulden, oder Übermut, gar Selbstüberschätzung? War die Versuchung, aus dem als langweilig geltenden Gummiwarenkonzern einen weltweit führenden innovativen Automobilzulieferer machen zu wollen, zu groß? Dass der Continental-Konzern drauf und dran ist, nicht allein seine Selbstständigkeit zu verlieren, sondern Gefahr läuft, zerschlagen zu werden, beweist, dass die Strategie wie eine Seifenblase platzte, denn ob und wie weit die Einschätzungen des Managements von Realismus geprägt waren, zeigt sich stets im Angesicht der Realität.

Erhalten Erklärungen wie unvorhersehbare Finanzkrise, Rezession, verwerfliche oder gar ungesetzliche Anschleichtaktiken den Glauben an die Unfehlbarkeit eines Spitzenmanagements? Also: Alles die Schuld des Marktes!? Oder waren die Herren einfach naiv genug zu glauben, ein hoher Schuldenberg stünde dem Versuch einer feindlichen Übernahme im Wege? Schon vor 22 Jahren glaubte Goodyear-Boss Mercer sich eine Diversifikations- und Expansionsstrategie leisten zu können, weil Goodyear zu groß für feindliche Übernahmeversuche sei. Mit „einem Gorilla“ würde niemand einen Ringkampf beginnen wollen. Von den Folgen dieses Fehlers hat sich The Goodyear Tire & Rubber Co.

bis heute nicht völlig erholt. Die da noch mit weitem Abstand # 1 des weltweiten Reifenmarktes liegt heute bezogen auf Größe weit hinter Bridgestone und Michelin zurück und bezogen auf Bilanzstrukturen ist der Abstand noch weit hoffnungsloser.

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Will Maria-Elisabeth Schaeffler Conti-Aufsichtsratschefin werden?

Offenbar beansprucht Maria-Elisabeth Schaeffler den Posten als Aufsichtsratschefin bei der Continental AG für sich. Das meldet zumindest die Financial Times Deutschland unter Berufung auf eine “unterrichtete Person”, nach deren Aussagen sie dieses Interesse klar gemacht habe. Ein wenig mehr Klarheit in diese Angelegenheit sowie auch in Sachen des angeblich von Conti-Finanzchef Dr.

Entsetzen/Empörung über Schaeffler-Attacke auf von Grünberg

Die Führungskräfte bei der Continental AG sollen “entsetzt” und “empört” darauf reagiert haben, dass die Schaeffler-Gruppe den Rücktritt des Conti-Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Hubertus von Grünberg gefordert hat. Das meldet die Automobil-Industrie unter Berufung auf Aussagen von Dr.

Thorsten Reese, Vertreter der rund 1.400 leitenden Angestellten bei dem Automobilzulieferer und Mitglied in dessen Aufsichtsrat, gegenüber der Deutschen Presseagentur. “Der ultimativ geforderte Rücktritt von Grünbergs ist sachlich völlig unbegründet und wäre für die Conti schädlich”, wird Reese zitiert.

Zumal von Grünberg alles tue, um “für die Conti das Beste herauszuholen”. Außerdem soll Reese das Vorgehen von Großaktionär Schaeffler scharf kritisiert und als “feindliche Übernahme” bezeichnet haben. Dass bei Continental langsam eine “gewisse Lähmung und Frustration” einsetze, weil keine Perspektive erkennbar sei, sieht er dabei offenbar als eine Folge des derzeitigen Machtkampfes.

Zumindest unter den Conti-Führungskräften herrsche große Verwunderung und Erstaunen darüber, dass die Schaeffler-Führung nicht versuche, die Situation zu ändern und mehr Vertrauen bei der Conti-Belegschaft zu schaffen. “Es fehlt zum Beispiel völlig eine Roadmap, wie sich Schaeffler den gemeinsamen Weg in die Zukunft konkret vorstellt. Wir hören von Schaeffler immer nur: ‚Wir haben nun das Sagen’”, wird Reeses Sicht der momentanen Lage wiedergegeben, Nach seinen Worten gebe es unter den Conti-Führungskräften generell den “professionellen Willen zur Kooperation”.

Aufsichtsratssitzung der Continental am Sonnabend

An diesem Sonnabend tritt der Aufsichtsrat der Continental AG zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Bei der Zusammenkunft des Kontrollgremiums soll es dem Vernehmen nach um die Rücktrittsforderung des Herzogenauracher Großaktionärs Schaeffler gegen den Vorsitzenden des Conti-Aufsichtsrates Dr. Hubertus von Grünberg gehen.

Plant Schaeffler die Komplettübernahme?

Medienberichten zufolge prüft die Schaeffler-Gruppe offenbar die Komplettübernahme der Continental AG. Im Machtkampf mit dem früher im DAX notierten Automobilzulieferer suche Schaeffler-Geschäftsführer Jürgen Geißinger nach einem Weg zur vollständigen Kontrolle des Autozulieferers, berichtet das Handelsblatt. Aus Finanzkreisen habe die Zeitung erfahren, dass Banken eine Komplettübernahme prüften.

Damit würde Schaeffler allerdings die Investorenvereinbarung brechen, mit der das Familienunternehmen aus Herzogenaurach sich verpflichtet hatte, den Anteil an der Continental AG bis 2012 auf 49,99 Prozent zu begrenzen. Um diese Vereinbarung nicht zu brechen, hatte Schaeffler knapp 40 Prozent der im Rahmen des Übernahmeangebotes angedienten Aktien an die beiden Privatbanken Sal. Oppenheim und Metzler weitergereicht.

Schaeffler verlangt von Grünbergs Rücktritt

Seitens der Schaeffler-Gruppe wird nun expressis verbis der sofortige Rückzug des Conti-Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Hubertus von Grünberg verlangt. Da von Grünberg gemeinsame Lösungen systematisch sabotiere und eigene Interessen verfolge, sei das Vertrauen zerstört, heißt es zur Begründung dafür in einer Stellungnahme des Herzogenauracher Familienunternehmens.

Solange der Aufsichtsrat von Grünberg gewähren lasse und dieser nicht zurücktrete, behalte man sich als Conti-Großaktionär das Recht vor, alle zehn Sitze der Anteilseigner im Aufsichtsrat neu zu besetzen. “Wenn von Grünberg den Aufsichtsrat verlässt und wir vier Aufsichtsratssitze bekommen, sehen wir keine Notwendigkeit für eine außerordentliche Hauptversammlung”, wird Schaeffler-Sprecher Detlef Sieverdingbeck in entsprechenden Medienberichten zitiert. Von Grünbergs Rücktritt müsse allerdings “zeitnah” erfolgen, und danach wolle man dann mit allen Beteiligten konstruktive Lösungen anstreben.

Jetzt fordert angeblich auch Schaeffler den Rücktritt des Conti-Aufsichtsrates

Nachdem zuvor schon Exchange Investors N.V. eine Ablösung des Conti-Aufsichtsrates gefordert hatte (die NEUE REIFENZEITUNG berichtete), stößt die Schaeffler-Gruppe nun angeblich in dasselbe Horn.

Denn Die Welt berichtet davon, der neue Großaktionär des Automobilzulieferers sei gewillt, das Gremium mit eigenen und dem Herzogenauracher Familienunternehmen nahe stehenden Vertretern zu besetzen. Unter Berufung auf Unternehmenskreise bzw. die in solchen Fällen üblichen informierten Kreise heißt es bei dem Blatt, Schaeffler habe deshalb den Rückzug aller zehn Vertreter der Anteilseignerseite aus dem Aufsichtsrat des früheren DAX-Konzerns verlangt und dies den Conti-Vertretern bei persönlichen Treffen auf oberster Unternehmensebene oder telefonisch mitgeteilt.

Eine offizielle Stellungnahme beider Seiten liegt der Zeitung dazu freilich eigenen Worten zufolge nicht vor. Als “Stein des Anstoßes” für die Verschärfung des Machtkampfes zwischen Schaeffler und Conti wird vermutet, dass die Herzogenauracher ihre Interessen durch den Aufsichtrat des hannoverschen Konzerns um seinen Vorsitzenden Dr. Hubertus von Grünberg nicht gewahrt sieht, wobei die – anscheinend ohne vorherige Rücksprache mit dem neuen Großaktionär – von Conti-Finanzvorstand Dr.

Alan Hippe in die Öffentlichkeit getragenen Gedankenspiele in Sachen einer möglichen Kapitalerhöhung für den Automobilzulieferer als Beispiel für einen solcher Reibungspunkte genannt werden. Wie es weiter heißt, sei die Umbesetzung des Conti-Aufsichtrates für Schaeffler offenbar so dringlich, dass man sie so schnell wie möglich über eine außerordentliche Hauptversammlung durchsetzen wolle. Nach der in dem Zeitungsbericht vertretenen Auffassung käme die Besetzung des Aufsichtsrates mit eigenen bzw.

Schaeffler nahestehenden Vertretern einem Bruch der mit Conti geschlossenen Investorenvereinbarung gleich. Denn die sieht vor, dass dieses Gremium mit höchstens vier Vertretern der Schaeffler-Gruppe besetzt sein darf, und seitens der Continental AG sei erst kürzlich wieder entschieden worden, an dieser Regelung festhalten zu wollen. Der zur Überwachung der Einhaltung der Investorenvereinbarung eingesetzte Ex-Kanzler Gerhard Schröder soll bereits ebenso über das Schaeffler-Vorhaben informiert worden sein wie die beiden Gewerkschaften IG BCE und IG Metall, die demnach die Zahl der Schaeffler-Vertreter im Aufsichtsrat ebenfalls auf vier begrenzt sehen wollen.

Ablösung des derzeitigen Conti-Aufsichtsrates gefordert

Da man bei Exchange Investors N.V. der Meinung ist, dass Aufsichtsrat und Vorstand der Continental AG die von Gerhard Schröder zwischen der Schaeffler KG und dem alten Vorstand des Automobilzulieferers vermittelte Investorenvereinbarung in der Praxis nicht so umsetzen, dass “alle Synergien zum Wohle der Belegschaft und der Aktionäre genutzt werden”, will man die Einberufung eines außerordentlichen Aktionärstreffens beantragen.

“Aufgrund persönlicher Eitelkeiten werden die Möglichkeiten, die die neue Eigentümerstruktur der Continental AG bietet, nicht konsequent zeitnah genutzt und so Arbeitsplätze gefährdet sowie Aktionärsvermögen vernichtet. Der Aufsichtsrat sieht diesem Treiben bisher tatenlos zu, weshalb wir seinen Rücktritt fordern”, wird zugleich deutlich gemacht, zu welchem Zweck dieser Plan verfolgt wird. Außerdem will Exchange Investors N.

V. im Rahmen dieser außerordentlichen Hauptversammlung dann einen Sonderprüfungsantrag stellen, der “mögliche Schäden quantifizieren soll, die der derzeitige Vorstand der Continental AG durch eigennützige Machtausübung zum Schaden der Minderheitsaktionäre bewirkt hat”..

Ministerium dementiert angeblich geplante Hilfe für Schaeffler

Nachdem der Spiegel die Meldung verbreitet haben soll, wonach von staatlicher Seite finanzielle Hilfen für die durch die Conti-Übernahme hoch verschuldete Schaeffler-Gruppe geplant seien, hat das Bundeswirtschaftsministerium dies zwischenzeitlich dementiert. Ein Sprecher habe den Bericht des Nachrichtenmagazins als “nicht zutreffend” bezeichnet, heißt es..