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Fusionen und Konfusionen im Übernahmefieber

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Zum ersten Mal wurde VDO 1991 an den Mannesmann-Konzern verkauft, der zehn Jahre später als erster deutscher Großkonzern Opfer einer feindlichen Übernahme durch Vodafone wurde. Wesentliche Teile der Sparte Automotive landeten bei Bosch und Siemens. Eine VDO-Übernahme durch Bosch wäre aus rechtlichen Gründen nicht machbar gewesen.

Parallelität der Ereignisse: Zunächst hatte auch Vodafone, wie zuletzt Siemens, einen Börsengang mit der ungeliebten Sparte geplant. Dass VDO nun doch noch bei Continental gelandet ist, basiert auf der Siemens-Entscheidung, sich mehr noch auf das eigentliche Kerngeschäft zu konzentrieren und die ertragsschwache Sparte des Automotive-Bereiches zum Teil an die Börse zu bringen. Conti hatte bereits 1999 Interesse gezeigt, hatte aber gegen die Konkurrenten Bosch und Siemens nicht den Hauch einer Chance.

Dieses Mal überzeugte Manfred Wennemer das Siemens-Management ungewöhnlich schnell, auf einen Börsengang zu verzichten, denn anders als sein Vorgänger Dr. Stephan Kessel, der mit leeren Taschen erst akquirieren und dann ContiTech verkaufen wollte, konnte Wennemer mit dem Cash-Argument überzeugen. Es wird keine Finanzierungsprobleme geben, der Scheck über 11,4 Milliarden Euro ist gedeckt.

Hat die Politik Einfluss auf den Conti-VDO-Deal genommen?

Laut der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung könnte bei der Siemens-Enscheidung, im Zusammenhang mit dem Verkauf der Automobilsparte VDO Conti den Vorzug vor TRW zu geben, die Politik ein Wörtchen mitgeredet haben. In einem Bericht des Blattes wird nicht nur die Einflussnahme des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff thematisiert, der nun erwartet, dass dank des Deals „die meisten Arbeitsplätze gesichert“ werden. Auch darüber, dass sich das Kanzleramt in das Bieterverfahren eingeschaltet habe, weil VDO eine Schlüsselrolle in der von der Politik als „nationale Größe“ bewerteten Zulieferindustrie zukomme, spekuliert die Tageszeitung.

Kanzlerin Merkel soll sich bereits frühzeitig an der Debatte beteiligt haben, schreibt die Hannoversche Allgemeine Zeitung weiter. Und auch Wirtschaftsminister Michael Glos habe mehrere Gespräche im Vorfeld der Übernahme geführt, bevor die Kontakte dann aber „an höherer Stelle“ gehalten worden seien. All dem steht jedoch das Statement von Regierungssprecher Thomas Steg entgegen.

„Es gab im Vorfeld der Übernahme keine politische Einflussnahme“, soll er sich dem Blatt gegenüber geäußert haben. Aber nichtsdestoweniger begrüße die Bundeskanzlerin die Entscheidung, da die VDO-Übernahme durch Continental den Automobilstandort stärke, heißt es weiter in der offiziellen Verlautbarung..

Wulff plädiert für Conti beim Tauziehen um VDO

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff mischt sich in das Bietverfahren um den Zulieferer Siemens VDO ein. Er plädiert dafür, dass Continental den Zuschlag bekommt und nicht der Wettbewerber TRW, hinter dem der Finanzinvestor Blackstone steht, hat er gestern dem Radiosender NDR 1 gesagt. Laut Wulff hätten die deutschen Autohersteller ein Interesse daran, dass das Know-how und die Technologie von VDO im Lande bleibe, ferner sieht er Gefahren für Arbeitsplätze in Deutschland.

Wennemer will für Stöcken eine „Lösung finden“

Im Streit um die Schließung der Pkw-Reifenfertigung in Hannover-Stöcken ist Conti-Chef Manfred Wennemer einen Schritt auf die Arbeitnehmerseite zugegangen. „Wir werden mit den Sozialpartnern reden und sehen, welche Möglichkeiten der Einigung es geben könnte“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung..

Betriebsrat will wegen Conti-Werksschließung vor Gericht gehen

Wie am Wochenende bekannt wurde, plant der Betriebsrat des Conti-Werkes in Hannover-Stöcken gerichtlich gegen die vom Vorstandsvorsitzenden Manfred Wennemer angekündigte Einstellung der Pkw-Reifenfertigung an dem Standort vorzugehen. „Wir sind der Ansicht, dass eine Kündigung der erst im Mai beschlossenen Vereinbarung zum Kostensenkungsprogramm nicht wirksam werden kann“, wird Betriebsratschef Wilfried Hilverkus unter anderem von der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zitiert. Zunächst müsse die Sache jedoch mithilfe der Rechtsabteilung der Gewerkschaft IG BCE rechtlich geprüft werden, man werde – so Hilverkus – nur Klage einreichen, wenn Chancen auf einen Erfolg bestehen.

Ansatzpunkt dürfte die erst im Mai dieses Jahres zwischen Management und Betriebsrat geschlossene Vereinbarung sein, mit der die jetzt zur Disposition stehenden 320 Arbeitsplätze durch eine Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich eigentlich gesichert werden sollten. Die hat Conti mit dem Aus der Pkw-Produktion in Stöcken aufgehoben, was die Arbeitnehmerseite für nicht rechtens hält..

Kontroverse um Äußerungen von Conti-Chef Wennemer

Der Niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff hat Äußerungen des Continental-Vorstandsvorsitzenden Manfred Wennemer als „inakzeptabel“ zurückgewiesen und gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung gesagt, in Teilen des Top-Managements sei es leider üblich geworden, über den Standort Deutschland nur noch Schlechtes zu sagen. Wennemer war zuvor von der „Zeit“ dahingehend zitiert worden, in etwa dreißig Jahren gebe es wahrscheinlich in Deutschland keine Reifenwerke mehr. Darauf angesprochen, wies wiederum Wennemer in der Fernsehsendung „hallo Niedersachsen“ darauf hin, dass es ihm auch darum gehe, einen Anstoß zu geben, dass sich einige Dinge in Deutschland ändern müssten.

Niedersachsens Ministerpräsident Wulff gratuliert Conti

Die Niedersächsische Landesregierung gratuliert der Continental AG zur Wiederaufnahme in den Deutschen Aktienindex (Dax). Ministerpräsident Christian Wulff: „Die Entscheidung der Deutschen Börse war konsequent und hat den geschäftlichen Erfolg eines Global Players aus Niedersachsen entsprechend honoriert. Kaum ein anderes Unternehmen hat in den zurückliegenden Jahren durch eine intelligente Mischung aus Sparkurs und überzeugender Wachstumsstrategie einen derartigen Erfolg erzielt.

Die Niedersächsische Landesregierung freut sich über diesen großartigen Erfolg, der dem Unternehmen, seinen Mitarbeitern und damit auch dem Industriestandort Hannover und Niedersachsen zugute kommt. Conti hat mit dem eingeschlagenen Weg die Mobilitätswirtschaft im umfassenden Sinne in Niedersachsen ausgebaut und etabliert.“.