Französische Arbeitnehmervertreter der Beschäftigten des von der Schließung bedrohten nordfranzösischen Pkw-Reifenwerkes Clairoix der Continental AG wollen auf dem Rechtsweg gegen das geplante Aus der Fabrik vorgehen. Wie die Thüringische Landeszeitung unter Berufung auf Aussagen eines in den Vorgang involvierten Rechtsanwaltes berichtet, wollen fünf Gewerkschaften bei Gericht mit einem Eilverfahren verhindern, dass Continental das Werk vor Ende 2012 schließt. Die Antragsteller machen demnach geltend, dass das Unternehmen gegen das französische Arbeitsrecht verstoßen habe: Statt sich zunächst mit dem Betriebsrat abzusprechen, sei die Schließung im Alleingang beschlossen und als feststehende Tatsache verkündet worden.
Bei der Aufsichtsratssitzung vom vergangenen Freitag hat sich das Gremium der Continental AG laut dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Karl-Thomas Neumann “intensiv mit einem sehr schwierigen Thema, mit dem Thema der Restrukturierung auseinandergesetzt”. Dabei habe auch der Vorstand seine Position deutlich gemacht.
Und obwohl der neue Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Koefer in diesen Zusammenhang von einer “intensiven, teils auch sehr kontroversen Diskussion” spricht, so hat sich trotz aller Demonstrationen gegen die geplanten Werksschließungen in Clairoix und Hannover-Stöcken an dem Standpunkt des Konzerns offenbar nichts geändert. “Wir haben es mit einer in den Reifenmärkten beispiellosen Krise zu tun. Der Einbruch ist leider nachhaltig, und es wird viele Jahre dauern, bis der Markt wieder auf dem Niveau der Jahre 2007 und 2008 sein wird.
Wir haben seit Beginn des Abschwungs im vergangenen Herbst gegengesteuert, aber die Überkapazitäten sind wegen des weiterhin rapiden Markteinbruchs ständig gewachsen. Wir haben daher gar keine andere Wahl als diese Kapazitäten abzubauen”, erklärt Dr. Neumann.
Man habe diverse Szenarien geprüft, sei aber immer wieder zu dem eindeutigen Ergebnis gekommen, dass kein Weg an den Werkschließungen vorbeiführe. “Wir haben diese Pläne wohl durchdacht und konsequent auf den Weg gebracht. Die Entscheidung des Vorstands steht”, so der Vorstandsvorsitzende, nach dessen Worten das Unternehmen jedoch gleichzeitig zu seinen Zusagen stehe, die betroffenen Beschäftigten so umfassend wie möglich zu unterstützen.
Deshalb soll in Stöcken so rasch wie möglich über einen Interessenausgleich bzw. Sozialplan verhandelt werden. “Wir stehen auch zum Standort Hannover.
Wir werden mit großer Sorgfalt und hohem Engagement ein Konzept für Stöcken entwickeln und umsetzen. Nach wie vor gilt auch unser Angebot zum Dialog”, heißt es mit Blick auf von der niedersächsischen Landesregierung initiierte Gespräche, die man fortsetzen wolle, um mit den Vertretern der Belegschaft “im Sinne dieser Lösungsfindung weiter zu diskutieren”..
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2025/09/Reifenpresse-Logo-2025_NEU.svg00Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2025/09/Reifenpresse-Logo-2025_NEU.svgChristian Marx2009-03-30 08:39:002023-05-17 14:19:07“Haben keine andere Wahl als Kapazitäten abzubauen”, sagt Conti
Nachdem vor Kurzem Medienmeldungen die Runde gemacht hatten, die französische Wirtschaftsministerin habe den Conti-Vorstandsvorsitzenden Dr. Karl-Thomas Neumann im Zusammenhang mit den Schließungsplänen des Unternehmens seine Pkw-Reifenfabrik in Clairoix betreffend “zur Rede gestellt” (die NEUE REIFENZEITUNG berichtete), legt der Automobilzulieferer offenbar Wert auf die Feststellung, dass das Gespräch mit Christine Lagarde, an dem auch und Nikolai Setzer, Leiter der Continental-Division Pkw-Reifen, teilgenommen hat, von Continental initiiert worden sei. Mit dieser Zusammenkunft habe man das Ziel verfolgt, die Ministerin und weitere führende französische Politiker über die Hintergründe und die Notwendigkeit für das Projekt zur geplanten Schließung des Pkw-Reifenwerkes in Clairoix zu informieren.
Denn das Unternehmen sei in den vergangenen Tagen von Gewerkschaften, Arbeitnehmervertretern und auch Politikern mit “ungerechtfertigten Vorwürfen” konfrontiert worden, es hätte nach französischem Recht geltende Bestimmungen nicht eingehalten und Zusagen an die Mitarbeiter missachtet. “Diese Krise hat zu einem drastischen Nachfragerückgang geführt, der für Continental gegenüber unseren Schätzungen vom Mai 2008 eine Überkapazität von voraussichtlich mehr als 15 Millionen Pkw-Reifen in Europa 2009 bedeuten wird. Schließlich haben wir der Ministerin dargelegt, dass wir unseren Verpflichtungen hinsichtlich der 2007 geschlossenen Vereinbarung zur Wochenarbeitszeit von 40 Stunden nachgekommen sind und die geäußerten Vorwürfe absolut ungerechtfertigt sind: Diese Vereinbarung hat nämlich nie eine Garantieklausel enthalten, weder im Hinblick auf die Arbeitsplätze in Clairoix, noch im Hinblick auf den Standort”, erklärt der Vorstandsvorsitzende.
Laut der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) haben am gestrigen Donnerstag 5.000 Menschen an einer Kundgebung vor der Conti-Hauptverwaltung in Hannover teilgenommen, um damit ihren Unmut bezüglich der geplanten Schließung der Lkw-Reifenfertigung in Stöcken zu demonstrieren. “Der Stilllegungsbeschluss muss vom Tisch”, so denn auch die Forderung von IG-BCE-Vorstandsmitglied Werner Bischoff.
Der Vorstand müsse endlich die arbeitsmarktpolitischen Instrumente wie Kurzarbeit nutzen, um Entlassungen auszuschließen, denn Hannover und die Reifenproduktion gehören seiner Meinung nach zusammen. “Wir wollen, dass die Reifen nicht platt gemacht werden”, lautet die einfache Formel der Gewerkschaft. Unterstützt worden sind die betroffenen Beschäftigten bei der Kundgebung demnach von Mitarbeitern anderer Konzernstandorte, darunter auch von den Kollegen der IG Metall.
“Wir stehen an der Seite der Reifenbauer in Stöcken”, erklärt sich Metall-Bezirkschef Hartmut Meine solidarisch mit den Beschäftigten in Stöcken, die – wie Betriebsrat Michael Deister sagt – hartnäckig weiter um den Erhalt des Standortes kämpfen wollen. Auch Philipp Rösler, niedersächsischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident des Bundeslandes, hat an der Kundgebung teilgenommen, um “deutlich zu machen, dass die niedersächsische Landesregierung alles in ihren Möglichkeiten stehende tun wird, um 780 Arbeitsplätze und die Beschäftigung am Standort Stöcken zu sichern”..
Laut Swiss Info soll die französische Wirtschaftsministerin Christine Lagarde den Conti-Vorstandsvorsitzenden Dr. Karl-Thomas Neumann wegen der Konzernpläne zur Schließung des Werkes in Clairoix “zur Rede gestellt” haben. Sie habe ihm “sehr klar deutlich gemacht, dass mit Blick auf die Ergebnisse des Standorts Clairoix wie der Reifensparte von Continental die nötige wirtschaftliche Rechtfertigung eines Sozialplanes derzeit höchst bestreitbar” sei, heißt es.
Zudem habe sie wissen wollen, warum Conti die Standorte Clairoix und Hannover schließen wolle, anstatt die Lasten auf alle Werke zu verteilen. Zumindest im Zusammenhang mit der im eigenen Land betroffenen Fabrik soll sie Neumann zudem unterschwellig mit dem “sehr strikten” französischen Recht gedroht haben. Und wenn ein Sozialplan am Ende umgesetzt werde, so wolle “die Regierung nicht hinnehmen, dass dies auf unterster Stufe geschieht”, wird die Ministerin von Swiss Info zitiert.
Während für den morgigen Donnerstag in Hannover eine Kundgebung gegen Contis Schließungspläne für das Lkw-Reifenwerk in Stöcken angekündigt ist, sind AFP zufolge heute in Paris auch schon Hunderte Mitarbeiter des deutschen Autozulieferers auf die Straße gegangen, um damit ihrer Wut über die gleichfalls angekündigte Schließung des Conti-Reifenwerkes im nordfranzösischen Clairoix Ausdruck zu verleihen. Insgesamt sollen nach Informationen der Nachrichtenagentur rund 1.000 Menschen in der französischen Hauptstadt demonstriert haben – darunter allein rund 700 Mitarbeiter des betroffenen Werkes, wie es unter Berufung auf Angaben von Gewerkschaftsvertretern heißt.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2025/09/Reifenpresse-Logo-2025_NEU.svg00Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2025/09/Reifenpresse-Logo-2025_NEU.svgChristian Marx2009-03-25 15:44:002023-05-17 14:19:15Auch in Paris wird gegen Contis Schließungspläne demonstriert
Auf ihn sind große Teile der Conti-Belegschaft nicht gut zu sprechen: Dr. Nikolin, nun nicht allein für die Lkw-Reifendivision verantwortlich, sondern nach Hippes Abgang auch für die Pkw-Reifendivision. Und gleich hat er mal zwei Werksschließungen angekündigt, die erste in Clairoix und die zweite in Hannover.
Seitdem geht’s ziemlich rund. Und wie in Frankreich so haben sich auch in Deutschland bereits Spitzenpolitiker, die meinen Arbeitsplätze retten zu können, der Sache angenommen. Die geplante Werksschließung in Clairoix lässt sich Nikolin wirklich nicht in die Schuhe schieben.
Diese war bereits zum Ende vergangenen Jahres beschlossene Sache. Da aber gab es bereits heftige Signale aus Paris, denn der an Unruhen gewöhnte französische Staatspräsident kann weitere Tatarenmeldungen im näheren Umfeld von Paris nicht gebrauchen. Es kommt hinzu, dass Sarkozys Wirtschaftspolitik darauf abzielt, das Land wettbewerbsfähig zu machen, und das setzt neben anderen Dingen auch eine Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeiten voraus.
Dieser auch vom Conti-Management erhobenen Forderung waren die französischen Belegschaften bereits weitgehend nachgekommen. Und es gab sehr deutliche Signale “der französischen Politik”, die zunächst jedenfalls ausreichend waren, um Hippe zögern und die Sache erst einmal zurückstellen zu lassen. Heftigster Krawall schien vorprogrammiert zu sein.
Wie es aussieht, wird Continental in jedem Fall einen schweren Imageschaden in Frankreich einstecken müssen. Aber gibt es Alternativen? Völlig anders liegen die Dinge in Hannover. Befürchtungen um das Lkw-Reifenwerk in Stöcken gibt es zwar seit Jahren schon, doch schien nach dem erbittert geführten Streik wegen der Aufgabe der dortigen Pkw-Produktion vor wenigen Jahren dieses Thema vom Tisch zu sein.
https://staging.reifenpresse.de/wp-content/uploads/2013/07/Nikolin.jpg499400Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2025/09/Reifenpresse-Logo-2025_NEU.svgChristian Marx2009-03-25 11:59:002023-05-17 14:19:16Aus der Lkw-Reifenfertigung bei Conti in Stöcken – Auf nach Russland?
Christopher Seagon – Insolvenzverwalter bei Stankiewicz – hat die Umsetzung des Sanierungskonzeptes bei dem Automobilzulieferer eingeleitet. Wie er mitteilt, können bundesweit zunächst 965 der 1.300 Arbeitsplätze bei dem Unternehmen gesichert werden – 335 Beschäftigten müsse jedoch nach intensiven Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan mit den Betriebsräten die Kündigung ausgesprochen werden.
“Die Personalanpassung war aufgrund der starken Umsatzrückgänge bei den Automobil- und Nutzfahrzeugherstellern leider nicht zu vermeiden”, sagt der Insolvenzverwalter. Die Kündigungen werden demnach gemäß den arbeitsrechtlichen Bestimmungen spätestens nach drei Monaten wirksam, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit Erhalt der Kündigung auf Widerruf freigestellt. Standortschließungen seien derzeit nicht geplant.
Seagon verweist jedoch darauf, dass letztendlich der neue Investor darüber entscheidet, mit welchem endgültigen Konzept er Stankiewicz weiterführen wird. “Alle – sowohl potenzielle Finanzinvestoren als auch strategische Investoren – sind über diese Maßnahme informiert und sehen ebenfalls die Notwendigkeit”, sagt er. Weitreichende Planungen seien in der Branche weiterhin schwierig, denn niemand könne zum jetzigen Zeitpunkt vorhersagen, wie sich die Absatzzahlen der Automobil- und Nutzfahrzeughersteller in den kommenden Monaten entwickeln werden.
“Davon sind wir als Zulieferer aber direkt abhängig”, erklärt Seagon, dessen Ziel es ist, den Fortbestand des Unternehmens mit möglichst vielen Arbeitsplätzen zu sichern. Dazu möchte Insolvenzverwalter den Investorenprozess so schnell wie möglich abzuschließen. Die Verhandlungen müssten jedoch so gründlich wie möglich geführt werden.
Mit Ergebnissen rechnet Seagon aber noch vor der Sommerpause. “Die Kunden stehen weiterhin zu Stankiewicz und unterstützen auch den eingeleiteten Investorenprozess”, so der Insolvenzverwalter. .
Am heutigen Mittwoch wird die Situation bei dem angeschlagenen Automobilzulieferer Continental die Abgeordneten im niedersächsischen Landtag beschäftigen, heißt es in Medienmeldungen. Nach Meinung der Oppositionsparteien tue die Landesregierung zu wenig, um die von der Conti-Unternehmensführung angekündigten Werksschließungen und die damit verbundenen Massenentlassungen zu vermeiden. Schon im Vorfeld der heutigen Zusammenkunft hatte der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Schostok an alle im Landtag vertretenen Parteien appelliert, den von seiner Fraktion zur Rettung des Conti-Standortes Hannover eingebrachten Entschließungsantrag zu unterstützen.
Befürchtet wird, dass “die Schließung der Reifenproduktion in Hannover der Anfang vom Ende des Standorts Niedersachsen der Conti sein könnte”, was gemeinsam verhindert werden müsse. Schostok dankte zwar der Landesregierung für ihre bisherige Moderation zwischen den Betriebsparteien, mahnte zugleich allerdings intensivere Bemühungen an. “Wir müssen einen Dammbruch zulasten unserer heimischen Werke unbedingt verhindern, sonst stehen als nächstes Forschung und Konzernführung in Hannover zur Disposition”, meint er unter Verweis auf den SPD-Antrag, in dem auch eine Bestandsgarantie für Forschung und Entwicklung in Hannover gefordert wird.
Medienberichten zufolge ist für den kommenden Donnerstag wieder eine Demonstration gegen die Conti-Pläne zur Schließung des Lkw-Reifenwerkes in Hannover-Stöcken geplant, zu der es nach wiederholt vorgetragener Meinung des Vorstandsvorsitzenden Dr. Karl-Thomas Neumann kaum eine realistische Alternative gebe. Bei ihrem Protest gegen das angekündigte Aus der Lkw-Reifenproduktion werden IG BCE, Betriebsrat und die Conti-Beschäftigten demnach nicht nur von der IG Metall, sondern auch von Metallerinnen und Metaller von Schaeffler sowie einer Delegation von Volkswagen-Beschäftigten unterstützt.