people

Beiträge

Only over my dead body“ – Goodyears Statthalter in Europa äußert sich zu Mehr-Marken-Strategien

Sylvain G. Valensi (58) und seit 34 Jahren im Dienste von Goodyear, dem größten Reifenhersteller der Welt und inzwischen schon seit einigen Jahren Vice President Goodyear Europa und seit dem Vorjahr dann Vice President der Goodyear Dunlop Tires Western Europe, bekräftigte im Gespräch mit dieser Zeitschrift am Rande der Fachmesse „Reifen 2000“ Ende Juni in Essen, dass die beiden großen Reifenmarken Goodyear und Dunlop in Europa eigene Wege gehen würden, denn Goodyear habe das Jointventure mit Sumitomo Rubber Industries (SRI) nicht abgeschlossen, um ein paar Reifenfabriken in Nordamerika oder Europa übernehmen zu können. Es gehe einzig um die große Marke Dunlop, die auf der ganzen Welt einen guten Klang habe.

Wenn auch im Verkauf, „an der Front“, keine Zusammenlegungen erfolgten, so geschehe doch „hinter dem Vorhang“ sehr viel. In Manufacturing, Distribution und Administration wolle man alle sich ergebenden Synergien ausschöpfen und zwar so schnell wie möglich. Valensi sieht den Goodyear-Konzern nun zusammen mit Dunlop in Europa in einer ausgezeichneten Position.

Die wegen der permanenten Rohstoffpreiserhöhungen der Vergangenheit notwendig gewordenen Preiserhöhungen hätten jedenfalls zu zwei Drittel (und damit ausreichend, die Red.) umgesetzt werden können. Goodyear hat sich bereits um die Einführung und Umsetzung einer Mehr-Marken-Strategie in Europa, besonders aber in Deutschland, bemüht.

Dunlop werde nun ebenfalls eine eigene Strategie entwickeln und dann bekräftigte er erneut, dass eine Unterordnung der Marke Dunlop unter die Marke Goodyear „totally out of my mind“ sei. Seine Leute in Europa arbeiteten daran, ein Gesamtpaket anbieten zu können, das Mehrwert für den Endverbraucher schaffe und nicht mehr allein vom Preis gesteuert sei. Die Währungsentwicklungen der letzten Monate erschweren das Europa-Geschäft.

Im Gespräch mit Goodyear-CEO Samir G. Gibara

Allen derzeitigen Schwierigkeiten zum Trotz wird sich das Jointventure der beiden Reifenhersteller sehr wohl auszahlen. Dass Goodyear dadurch wieder größter Reifenhersteller der Welt wurde, sei nur eine Konsequenz, aber nicht das Ziel als solches gewesen. Goodyear-CEO Sam Gibara stellte sich in Akron den Fragen der NEUE REIFENZEITUNG.

Analysten stufen Goodyear-Aktien als „Kauf“ ein

Trotz der selbst von Goodyear-CEO Samir G. Gibara als „Enttäuschung“ bezeichneten aktuell vorgelegten Unternehmenszahlen sehen einige Finanzanalysten die Aktien des Konzens als „Kauf“ an. Argumentiert wird einerseits, dass das Ergebnis besser war als zuvor erwartet.

„Enttäuschendes“ Goodyear-Ergebnis

Goodyear hat die Unternehmenszahlen für das letzte Jahr vorgelegt. Der Reifenhersteller erzielte demzufolge einen Rekordumsatz von 14,4 Milliarden US-Dollar (1999: 13,4 Milliarden), wozu Dunlop 2,3 Milliarden beitrug. Goodyear schätzt, dass Währungseinflüsse den Umsatz um rund 450 Millionen US-Dollar reduzierten.

Mit dem Nettogewinn ging es rapide bergab. Er liegt nur noch bei 40,3 Millionen US-Dollar (1999: 243,2 Millionen). Bei der Anzahl der produzierten Reifen legte man allerdings zu: Im Jahr 2000 wurden 22,8 Million Reifen mehr gefertigt, Dunlop trug hierzu 37,3 Millionen Einheiten bei.

„Enttäuschend“, kommentierte Goodyear-Chef Gibara das Zahlenwerk, aber man habe ein „solides Verbesserungsprogramm“ für 2001. Dies sieht unter anderem die weltweite Streichung von bis zu 7.200 Arbeitsplätzen vor, was alleine schon rund 150 Millionen US-Dollar an Einsparungen in diesem und jeweils 250 Millionen in den folgenden Jahren bringen soll.

„Sam“ Gibara im SRI-Vorstand

Goodyear-Chef Samir G. Gibara wurde in den Aufsichtsrat der Sumitomo Rubber Industries (SRI) Ltd. in Kobe (Japan) berufen.

Die Berufung ist in Zusammenhang mit der zehnprozentigen Beteiligung Goodyears an dem japanischen Unternehmen zu sehen, die Goodyear zum zweitgrößten Gesellschafter SRIs gemacht hat. SRI hatte im Gegenzug eine 1,4prozentige Goodyear-Beteiligung erworben..

Geld oder Chefposition für Goodyears Chief Operating Officer

Noch vor wenigen Wochen hatte die NEUE REIFENZEITUNG spekuliert, ob Keegan als COO von Goodyear-Chef Gibara geholt worden ist oder ob der Board ihn so heftig empfohlen hatte, dass Gibara nicht nein sagen konnte. Unter Reifenleuten kursierte in Las Vegas ein in diesen Tagen erschienener Zeitungsartikel aus dem Akron Beacon Journal. Danach soll Keegan, sofern er nicht in spätestens drei Jahren Chief Executive Officer wird, das Unternehmen mit einer jetzt bereits festgelegten Abfindung in Höhe von mehreren Millionen Dollar verlassen dürfen.

Reaktion von Goodyear zu langsam?

Nach Goodyears Reifenproblemen in den USA hat das Wall Street Journal die Frage aufgeworfen, ob der Hersteller in Bezug auf Nachbesserungen nicht zu langsam reagiert habe. „Unsere Ingenieure haben keine Fehler in den Reifen gefunden“, kommentierte Goodyear-CEO Gibara die Zeitungsberichte. Daher habe auch kein Grund für einen Rückruf bestanden.

Statt Architekten kamen Sparkommissare: Goodyear im Jahr 2000

Eigentlich wollte Gibara den Goodyear-Konzern bereits in diesem Jahr zum unbestrittenen Führer im weltweiten Reifenmarkt und zum besten Reifenhersteller unter Anlegung sämtlicher relevanten Maßstäbe gemacht haben. Es kam ganz anders: Nach sehr schwachem Vorjahr hat sich die Talfahrt für das Unternehmen im Jahr 2000 weiter fortgesetzt, von Erholung oder gar grundlegendem Turnaround keine Spur..