Mit der Bekanntgabe der Zahlen für das erste Quartal 2003 wird CEO Keegan heute in New York seinen Turnaround-Plan bekannt geben und öffentlich diskutieren. Gerüchten zufolge soll dieser Plan eine Verbesserung der Operating Margin von derzeit 2,3 auf nun 6,5 Prozent beinhalten. Man wartet nun gespannt darauf, welche der Fabriken, die in Nordamerika zu zu hohen Kosten in Nordamerika produzieren, geschlossen werden.
Wenn alle die ambitiösen Ziele überhaupt erreicht werden sollten und die Gewerkschaften in der gewünschten Form kooperieren würden, bringt das die Investoren nicht weiter voran. Dieselben Analysten übrigens, die Goodyear-Aktien vor einem Jahr ein Potenzial von 36 US-Dollar zuschrieben, meinen heute, die Aktie sei im Hinblick auf die hohen Schulden des Konzerns keinesfalls mehr als sieben US-Dollar wert. Mit Blick auf den „company’s historical track record“ -das ist eine Umschreibung dafür, dass Sam Gibara Wall Street seit Jahren viel versprach und nichts halten konnte- sollten Investoren skeptisch bleiben.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Detlef Vogthttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgDetlef Vogt2003-04-30 00:00:002023-05-16 12:40:30Was wird Goodyear heute präsentieren
Das neue Jahrtausend zeigt für den nach eigenen Angaben größten Reifenhersteller der Welt desaströse Entwicklungen. Gelang 2000 mit einem Nettogewinn von 40,3 Millionen US-Dollar gerade noch ein mehr oder weniger bloß ausgeglichenes Ergebnis, so brachte 2001 einen Verlust von 203,6 Millionen US-Dollar und nunmehr für das Vorjahr 2002 einen Rekordverlust von 1,11 Milliarden US-Dollar, der allerdings im großen Umfang durch Rückstellungen für Steuern begründet ist. Sollte der Konzern in den kommenden Jahren wieder in die Gewinnzone kommen, könnten einige davon wieder aufgelöst werden.
Dessen ungeachtet bleibt festzustellen, dass der neue CEO-Keegan das Banken-Konsortium auf seine Seite zu ziehen wusste. Aber er musste ihnen dafür große Zugeständnisse machen, die einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit entgegenstehen könnten. Erstens hatte Goodyear den Banken 120 Millionen US-Dollar an Gebühren für die Restrukturierung zu bezahlen und zweitens hat sich das Management mehr oder weniger verbindlich verpflichtet, im laufenden Jahr nicht mehr als 360 Millionen US-Dollar und im kommenden Jahr nicht mehr als 500 Millionen US-Dollar zu investieren.
Presseberichte weisen darauf hin, dass die beiden großen Wettbewerber Michelin und Bridgestone jeweils jährlich mehr als eine Milliarde US-Dollar zur Modernisierung und Automatisierung der Produktion ausgeben. Drittens darf Goodyear für dieses und nächstes Jahr keine Dividenden zahlen. Die DB Global Equities in New York sieht das Potenzial der Aktie nun nicht mehr bei neun, sondern nur noch bei sechs US-Dollar.
Die Refinanzierung gibt dem Konzern nun eine Atempause bis zum Jahr 2005. Entscheidend wird sein, ob der Konzern von nun an genug Cash Flow generieren kann, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können. Mit Spannung wird nun auf den Turnaround-Plan von CEO Keegan gewartet, der nicht öffentlich gemacht wird, bevor die Zahlen für das erste Quartal 2003 im weiteren Verlauf dieses Monats bekannt gegeben worden sind.
Das Problem der Goodyear liegt in Nordamerika, wo glatte 8,1 Millionen Reifen weniger abgesetzt werden konnten als noch im Jahr 2001. Keegan räumte Fehler des Managements ein. Die Aggressivität der Wettbewerber sei unterschätzt worden und man habe zu oft Preisanhebungen erfolglos versucht.
https://staging.reifenpresse.de/wp-content/uploads/2013/07/22907_00.jpg316400Detlef Vogthttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgDetlef Vogt2003-04-05 00:00:002023-05-16 12:40:53Zweijährige Atempause für Goodyear – Warten auf den Turnaround-Plan
Nachdem Moodys‘ Investors letzte Woche das Rating für Goodyear noch einmal gesenkt hat, ist die Luft auch auf mittlere Sicht nochmals dünner geworden. Wie zu hören war, scheint es CEO Keegan dennoch zu gelingen, die Banken vom vorgelegten Restrukturierungsplan überzeugen zu können. Es gibt nun „nur“ noch Bedenken von zwei, drei Banken, die aber überwunden werden sollten.
Der Konzern muss sein Jahresergebnis 2002 nun in der nächsten Woche vorlegen. Wegen des hohen Abschreibungsbedarfs im Zuge der Restrukturierung wird mit einem auszuweisenden Verlust von mehr als einer Milliarde US-Dollar gerechnet..
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgChristian Marx2003-03-24 00:00:002023-05-16 12:33:47Stunde der Wahrheit für Goodyear steht bevor
Wie einer Meldung von Tire Business vom 28. Februar zu entnehmen ist, hat sich Dr. Dennis Byrne, im Ruhestand lebender Professor für Wirtschaftswissenschaften der Universität Akron, anlässlich der Clemson University Tire Industry Conference überzeugt gezeigt, Goodyear werde unter den Schutz von Chapter 11 flüchten (müssen).
Es gebe keinen Grund für Optimismus, Goodyear werde Bankrott machen („they will go belly up“). Die Goodyear-Antwort erfolgte prompt und nicht ohne Emotion. Der Professor möge zwar in Akron wohnen, habe aber keine wirklichen Informationen, auf die eine solche Feststellung zu stützen sei.
Mit diesen Bemerkungen liege der Professor völlig daneben („his assertions are off the mark“). Vielmehr habe er sich wohl entschlossen, die vielfältig eingeleiteten Maßnahmen zur Rettung einfach zu ignorieren. Das klingt ein wenig so wie früher, als Keegan-Vorgänger Gibara seiner Kritikerin, der Kolumnistin Diane Evans vom Akron Beacon Journal, vorwarf, diese gefalle sich einfach darin ihn zu kritisieren und sie verschweige ihr gegebene Fakten, wenn sie ihr nicht ins Bild passten.
Richtig ist allerdings auch, dass vor gut einem Jahr Goodyear-Aktien noch als „strong buy“ mit einem Ziel von 36 US-Dollar von der DB Global Equities empfohlen worden sind. Der aktuelle Aktienkurs von gerade noch vier US-Dollar spricht für sich selbst. Time will show.
Mit nicht weniger als 36 Banken verhandelt der US-Reifenhersteller um eine Aufschiebung kurzfristig fällig werdender Kredite. Wie es scheint, hat CEO Keegan die ersten Hürden nehmen können; jedenfalls erst einmal bis zum Jahresende 2003 und dies auch nur dann, wenn der Konzern wenigstens sein ohnehin schon jetzt miserables Kredit-Rating nicht noch einmal verschlechtert..
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgChristian Marx2003-02-12 00:00:002023-05-16 12:34:41Nur kurze Atempause für Goodyear – Kann Gibara noch helfen?
Der Board of Directors (entsprechend dem deutschen Aufsichtsrat) der Goodyear Tire & Rubber Company hat der Streichung der vierteljährlichen Dividende in Höhe von zwölf Cent je Aktie zugestimmt, entsprechend etwa 84 Millionen US-$ mehr Cashflow für den Konzern pro Jahr. Laut Präsident und CEO Robert J. Keegan ist dieser Schritt Teil einer Reihe von Maßnahmen angesichts der zuletzt enttäuschenden Ergebnisse, dem Unternehmen wieder mehr finanzielle Spielräume zu geben.
Kann Goodyear sich noch selbst aus dem Dilemma befreien? Analysten hegen Zweifel. Goodyear-Aktien haben in den letzten Tagen weiter an Wert verloren. Sie notierten gerade noch bei 5,35 US-Dollar.
Bisher hat die Börse weder den Führungswechsel noch die eingeleiteten bzw. angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen honoriert. Die Sparte Engineered Products (Umsatz 2001: 1,12 Milliarden US-Dollar) steht Gerüchten zufolge zum Verkauf; das wollen Wettbewerber aus gut informierten Kreisen erfahren haben.
Französische und englische Wirtschaftszeitschriften berufen sich in diesen Tagen auf einen Bericht der Analysten Gaetan Toulemonde und Alexis Boyer, beide von der DB Global Equities in Paris, die institutionellen Investoren die Michelin-Aktie als klaren „Kauf“ empfehlen. Der derzeitige Kurs von 31,20 Euro habe, so die Experten, ein Potenzial von bis zu 50 Euro binnen 12 Monaten. Michelin sei „Der BMW der Reifenindustrie“ mit seiner erstklassigen Markenpolitik.
Es wird erwartet, dass Michelin bei der Bilanzpressekonferenz in der letzten Woche Februar in Paris melden kann, im Jahr 2002 einen operativen Gewinn von mehr als 1,1 Milliarden Euro erreicht zu haben. Der für 2002 erwartete Umsatz von rund 15,7 Milliarden Euro soll in diesem Jahr auf über 17 Milliarden Euro steigen und es wird für dieses Jahr ein über 1,2 Milliarden Euro hinausgehender operativer Gewinn erwartet. Der Börsenwert des Unternehmens liegt derzeit bei 4,6 Milliarden Euro.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Detlef Vogthttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgDetlef Vogt2003-01-19 00:00:002023-05-16 12:29:22Kaufempfehlung für den „Michelin – Der BMW der Reifenindustrie.“
Von den 700 letzte Woche entlassenen Belegschaftsmitgliedern stammten 195 aus dem Bereich des Forschungs- und Entwicklungszentrums, das damit auf einen Schlag 14 Prozent seiner Belegschaft verlor. Beobachter wie Finanz-Analysten stellen sich nun die bange Frage, ob Goodyear sich die eigene Zukunft verbaut. Während Goodyear zuletzt bestenfalls 2,5 Prozent vom Umsatz in F&E investierte, waren es bei Michelin etwa 4,5 Prozent.
Mit hoch gezogenen Augenbrauen kann da nur noch zur Kenntnis genommen werden, dass Goodyear großspurig verbreitet hat, technologisch immer “eine Revolution voraus zu bleiben.“ Gefeuerte Mitarbeiter berichten inzwischen, den Abteilungsleitern habe man am Donnerstag erst um 10.00 Uhr mitgeteilt und vorgeschrieben, wer aus ihrem Bereich am Nachmittag zu kündigen sei, so dass weder ihre gegenwärtigen Leistungen noch ihre Verdienste aus der Vergangenheit anständig gewürdigt worden sein könnten.
Diese Art und Weise des Vorgehens habe sie mindestens genauso tief getroffen wie die Kündigung selbst. CEO Keegan wird in einem Brief an die Belegschaft so zitiert: „Unsere Markterholung beginnt jetzt. Wir wollen das Lächeln aus dem Gesicht unserer Wettbewerber fegen und wir hängen davon ab, dass jeder Goodyear-Mitarbeiter nicht mehr arbeitet, sondern sich der wichtigen Arbeit zuwendet.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Detlef Vogthttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgDetlef Vogt2003-01-18 00:00:002023-05-16 12:29:22“Blutbad” in Akron – Mehr als 700 Leute müssen gehen (Update)
Personalanpassungen waren zwar angekündigt, aber diese Nachricht schlug dann doch wie eine Bombe ein: Reifenhersteller Goodyear schickt mehr als 700 Angestellte heim, davon allein 350 am Stammsitz in Akron/Ohio. In Presseaussendungen ist von einem „restructuring“ die Rede sowie davon, man habe so „die Bemühungen verstärkt, das Unternehmen noch weiter voranzubringen.“ Mit dieser Maßnahme bleibe Goodyear wettbewerbsfähig, heißt es und CEO-Keegan verlangt gar von den verbleibenden Associates so etwas wie eine „Winners Attitude.
“ Das mag in Amerika auch ankommen, in den Ohren der betroffenen Belegschaftsmitglieder, gegen die persönlich nichts vorliegt, muss das aber beinahe schon zynisch klingen. In Akron spielten sich derweil am gestrigen Donnerstag ergreifende Szenen ab, denn erstens hatte kein Mensch mit dieser gravierenden Zahl gerechnet und zum anderen scheint man einfach mit einer Harke durchgezogen zu sein und es erwischte Mitarbeiter, die nicht einmal im Traum mit ihrer Entlassung gerechnet hatten. Die gesamte Vorgehensweise verrät eine bestimmte Handschrift und lässt die Vermutung zu, dass das oberste und obere Management die Entscheidungen mehr oder weniger allein getroffen hat und das vermutlich nicht weiter involvierte mittlere Management nun darum bangt, dass die Funktionalität verloren gehen wird.
Schließlich sei die Arbeit ja weder weg oder auch nur weniger geworden, sondern sie müsse von den verbliebenen Leuten gemacht werden. Vor dem Hauptquartier waren gestern Fernsehübertragungswagen vorgefahren, die das Elend der betroffenen Menschen filmten und entlassene Mitarbeiter interviewten. Gefeuerte Angestellte berichteten, das Goodyear-Management sei mit Umsicht vorgegangen.
So habe man den medizinischen Dienst verstärkt, um ggf. schnelle Hilfe leisten zu können bei Schwächeanfällen bis zum drohenden Herzinfarkt und besonders gedemütigt empfanden sich nicht wenige Entlassene, die unter Aufsicht der „Goodyear-Polizei“ ihren Schreibtisch räumen mussten. Und das in einigen Fällen nach Jahrzehnten im Dienst des Herstellers.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Detlef Vogthttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgDetlef Vogt2003-01-17 00:00:002023-05-16 12:29:23„Blutbad” in Akron – Mehr als 700 Leute müssen gehen.