Europäische und amerikanische Analysten zeigen sich zunehmend besorgt um die Zukunft des Reifenherstellers Goodyear und sie schließen selbst Chapter 11, das momentan aber noch nicht für eine sehr wahrscheinliche Alternative gehalten wird, nicht länger aus. Wie tief Goodyear gesunken ist, zeigt sich am derzeitigen Aktienkurs von 3,67 US-Dollar. Und die Nerven liegen ziemlich blank.
Obwohl die Analystenrunde erst für Ende des Monats angekündigt ist, versucht Goodyear bereits jetzt mit kleineren Erfolgsmeldungen Einfluss zu nehmen. Ohne jeden Erfolg. So viel ist deutlich: Goodyears Zukunft hängt einzig und allein am Wohlwollen der Banken.
Goodyear ist dringend darauf angewiesen, aus kurzfristigen nun langfristige Darlehen machen zu können. Aus eigener Kraft wird man sich kaum befreien können. Eine besondere Schwierigkeit liegt darin, dass Goodyear selbst für den Fall, dass tiefe Restrukturierungen angesagt wären, sich die damit verbundenen Kosten einfach nicht leisten kann.
In dieser Situation ist es schon mehr als nur ein kleines Wunder, dass sich Sam Gibara, unter dessen Führung sich der Niedergang vollzog, selbst als Chairman immer noch halten kann. Gibara hat viel zu lange vorwiegend externe Einflüsse für den Untergang des Konzerns verantwortlich machen wollen..
Das international operierende Marktforschungsunternehmen J. D. Power hat ca.
2.700 indische Verbraucher befragt, wie zufrieden sie mit ihrer Erstausrüstungsbereifung sind. Die Untersuchung fand das dritte Jahr in Folge statt, wie im Vorjahr kamen die Hersteller Bridgestone und MRF gemeinsam auf Rang 1, dicht gefolgt von JK Tyres.
Die beiden Marken Goodyear und CEAT blieben unter dem Durchschnitt der Bewertung. Erfasst wurden Autohalter, die ihr Fahrzeug vor zwölf bis 18 Monaten gekauft haben..
Der Board of Directors (entsprechend dem deutschen Aufsichtsrat) der Goodyear Tire & Rubber Company hat der Streichung der vierteljährlichen Dividende in Höhe von zwölf Cent je Aktie zugestimmt, entsprechend etwa 84 Millionen US-$ mehr Cashflow für den Konzern pro Jahr. Laut Präsident und CEO Robert J. Keegan ist dieser Schritt Teil einer Reihe von Maßnahmen angesichts der zuletzt enttäuschenden Ergebnisse, dem Unternehmen wieder mehr finanzielle Spielräume zu geben.
Die Produktpalette des Goodyear-Werkes Fulda umfasst High- und Ultra-High-Performance-, Offroad-, Leicht-Lkw-, Lkw- und Agrar-Reifen. In 2002 wurde mit 7.141.
095 Einheiten ein neuer Produktionsrekord aufgestellt, Anzahl der Mitarbeiter: 1.648. In Fulda werden neben der gleichnamigen Marke mehrheitlich andere Konzernmarken hergestellt.
Kann Goodyear sich noch selbst aus dem Dilemma befreien? Analysten hegen Zweifel. Goodyear-Aktien haben in den letzten Tagen weiter an Wert verloren. Sie notierten gerade noch bei 5,35 US-Dollar.
Bisher hat die Börse weder den Führungswechsel noch die eingeleiteten bzw. angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen honoriert. Die Sparte Engineered Products (Umsatz 2001: 1,12 Milliarden US-Dollar) steht Gerüchten zufolge zum Verkauf; das wollen Wettbewerber aus gut informierten Kreisen erfahren haben.
Goodyear will die Produktion sogenannter Brot- und Butterreifen künftig aus den USA in Billiglohnländer verlegen. Dabei werde die Belegschaft in den US-Fabriken um rund 15 Prozent abzubauen sein. Detaillierte Pläne bzw.
Angaben gibt es aber noch nicht. Goodyear produziert in den USA und in Kanada nach Presseberichten in 13 Fabriken täglich 367.600 Reifen.
Lilly Ledbetter soll nach dem Urteil eines Gerichts in Alabama insgesamt 3,8 Millionen US-Dollar Schadensersatz, Lohnnachzahlungen und Ersatz zur Deckung sonstiger Auslagen bekommen, insbesondere für die ärztlichen Behandlungskosten zur Überbrückung von Depressionen und Angstzuständen. Ledbetter (64) fühlte sich durch Goodyear auf Grund ihres Alters diskriminiert. Der von ihr nun gewonnene Prozess lief bereits seit 1999.
Gleich um 110 Millionen US-Dollar konnte Kumho im Jahr 2002 in den USA gegenüber 2001 den Umsatz auf 327 Millionen US-Dollar steigern. Besonders im Geschäft mit Pkw-Reifen sowie mit SUV-Reifen waren die Koreaner in den USA äußerst erfolgreich. Die beiden koreanischen Reifenhersteller Kumho und Hankook betreiben jeweils ein eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Akron/Ohio, dem Stammsitz der Goodyear.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Detlef Vogthttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgDetlef Vogt2003-01-28 00:00:002023-05-16 12:29:16Kumho in den USA auf der Überholspur
Das war ohnehin schon erwartet worden: Nach Standard & Poor’s Corp. hat nun auch Moody’s Investors Service das Rating für Goodyear von Ba1 auf Ba2 heruntergestuft und angekündigt, dass noch eine weitere Herabstufung kurzfristig folgen könnte. Die Agentur weist auf die hohen ungedeckten Pensionsverpflichtungen hin, die das Unternehmen fest einengen.
Die besonders Sam Gibara sehr kritisch gesonnene Kolumnistin des Akron Beacon Journal hat die Handhabung der Kündigungen durch Goodyear gelobt. Den gekündigten Mitarbeitern seien Abfindungszahlungen unterschiedlicher Art geboten worden und die meisten gekündigten Mitarbeiter seien in der Lage einen neuen Job finden zu können. Im Vergleich zu anderen (Evans nennt die unter Chapter 11 stehende Retailkette Kmart) sei der Reifenhersteller sehr zivilisiert vorgegangen.