Goodyear, die Börsenaufsicht SEC und die Buchungsprobleme
Es geschah in Nordamerika: Das Management hatte im Oktober letzten Jahres fehlerhafte Buchungen zum Nachteil der Aktionäre in Höhe von rund 100 Millionen US-Dollar, später reduziert auf 84,7 Millionen einzuräumen. Die mit dem Vorgang befasste Börsenaufsicht SEC gab erst vor einigen Wochen bekannt, das Untersuchungsverfahren gegen Goodyear von einem zunächst informellen in ein formelles und damit strengeres Verfahren umgeleitet zu haben.Letzte Woche berichtete Goodyear, das operative Ergebnis der letzten fünf Jahre um weitere 16 Millionen Dollar nach unten korrigieren zu müssen, weil Personalaufwendungen in Nordamerika zu niedrig angesetzt worden seien.
Konsequenzen für den seit zehn Jahren als Finanzchef tätigen Robert Tieken, der ohnehin im Juni aus Altersgründen ausscheidet und/oder für andere Finanzmanager Nordamerikas sind nicht zu erwarten, denn es handelt sich, so die Sprachregelung, allein um Irrtümer bzw. um Abrechnungsfehler, die auf ein Bilanzierungscomputersystem zurückzuführen seien. Anders sieht die Welt in Europa aus.
Hier hatten neben dem Vice President Finance Europe zwei weitere Manager ins Gras zu beißen, weitere erhielten Abmahnungen. Offiziell heißt es, die Heimlichtuerei diene dem Schutz betroffener Manager und deren Familien. Das allerdings geht einher mit hundertfach verschickten Pressemitteilungen aus Akron, man habe disziplinarische Konsequenzen gezogen, was die Betroffenen in einer für sie sehr unangenhmen Grauzone im Regen stehen läßt.
Inoffiziell hört man eine andere Version. Das Management in Akron habe ein paar Bauernopfer gebraucht, um sich gegenüber der Börsenaufsicht besser aufstellen zu können. Ob die angeblichen, so die gefundene Sprachregelung, „Verstöße gegen interne Verhaltensregeln“ der gefeuerten europäischen Manager überhaupt zu Bilanzkorrekturen führen, wie die „Irrtümer durch eine Bilanzierungscomputersystem“ in Nordamerika im dreistelligen Millionenbereich, ist völlig offen.