Das Handelsblatt berichtet in der heutigen Ausgabe von einem Konflikt zwischen Continental und dem Großaktionär Schaeffler. Der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Koerfer – ein Schaeffler-Vertrauter – übe Druck auf Karl-Thomas Neumann aus und “reite Attacken” gegen den Vorstandsvorsitzenden. So unterstütze Koerfer die Blockadehaltung der Gewerkschaft zur vom Conti-Vorstand beschlossenen Werksschließung in Hannover-Stöcken.
Auch missfalle ihm, dass Neumann in seiner morgigen Rede aus Anlass der Jahreshauptversammlung einen “fehlenden Gesamtplan für das neue Konstrukt aus Conti und Schaeffler” ansprechen wolle, was allerdings ein Koerfer-Sprecher dementiert. Die Stimmung zwischen Koerfer und Neumann sei “eisig”..
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Arno Borchershttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgArno Borchers2009-04-22 12:48:002023-05-16 11:17:32Zerwürfnis zwischen Conti-Vorstands- und -Aufsichtsratschef?
Bei der Aufsichtsratssitzung vom vergangenen Freitag hat sich das Gremium der Continental AG laut dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Karl-Thomas Neumann “intensiv mit einem sehr schwierigen Thema, mit dem Thema der Restrukturierung auseinandergesetzt”. Dabei habe auch der Vorstand seine Position deutlich gemacht.
Und obwohl der neue Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Koefer in diesen Zusammenhang von einer “intensiven, teils auch sehr kontroversen Diskussion” spricht, so hat sich trotz aller Demonstrationen gegen die geplanten Werksschließungen in Clairoix und Hannover-Stöcken an dem Standpunkt des Konzerns offenbar nichts geändert. “Wir haben es mit einer in den Reifenmärkten beispiellosen Krise zu tun. Der Einbruch ist leider nachhaltig, und es wird viele Jahre dauern, bis der Markt wieder auf dem Niveau der Jahre 2007 und 2008 sein wird.
Wir haben seit Beginn des Abschwungs im vergangenen Herbst gegengesteuert, aber die Überkapazitäten sind wegen des weiterhin rapiden Markteinbruchs ständig gewachsen. Wir haben daher gar keine andere Wahl als diese Kapazitäten abzubauen”, erklärt Dr. Neumann.
Man habe diverse Szenarien geprüft, sei aber immer wieder zu dem eindeutigen Ergebnis gekommen, dass kein Weg an den Werkschließungen vorbeiführe. “Wir haben diese Pläne wohl durchdacht und konsequent auf den Weg gebracht. Die Entscheidung des Vorstands steht”, so der Vorstandsvorsitzende, nach dessen Worten das Unternehmen jedoch gleichzeitig zu seinen Zusagen stehe, die betroffenen Beschäftigten so umfassend wie möglich zu unterstützen.
Deshalb soll in Stöcken so rasch wie möglich über einen Interessenausgleich bzw. Sozialplan verhandelt werden. “Wir stehen auch zum Standort Hannover.
Wir werden mit großer Sorgfalt und hohem Engagement ein Konzept für Stöcken entwickeln und umsetzen. Nach wie vor gilt auch unser Angebot zum Dialog”, heißt es mit Blick auf von der niedersächsischen Landesregierung initiierte Gespräche, die man fortsetzen wolle, um mit den Vertretern der Belegschaft “im Sinne dieser Lösungsfindung weiter zu diskutieren”..
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Christian Marxhttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgChristian Marx2009-03-30 08:39:002023-05-17 14:19:07“Haben keine andere Wahl als Kapazitäten abzubauen”, sagt Conti
Nachdem vor Kurzem Medienmeldungen die Runde gemacht hatten, die französische Wirtschaftsministerin habe den Conti-Vorstandsvorsitzenden Dr. Karl-Thomas Neumann im Zusammenhang mit den Schließungsplänen des Unternehmens seine Pkw-Reifenfabrik in Clairoix betreffend “zur Rede gestellt” (die NEUE REIFENZEITUNG berichtete), legt der Automobilzulieferer offenbar Wert auf die Feststellung, dass das Gespräch mit Christine Lagarde, an dem auch und Nikolai Setzer, Leiter der Continental-Division Pkw-Reifen, teilgenommen hat, von Continental initiiert worden sei. Mit dieser Zusammenkunft habe man das Ziel verfolgt, die Ministerin und weitere führende französische Politiker über die Hintergründe und die Notwendigkeit für das Projekt zur geplanten Schließung des Pkw-Reifenwerkes in Clairoix zu informieren.
Denn das Unternehmen sei in den vergangenen Tagen von Gewerkschaften, Arbeitnehmervertretern und auch Politikern mit “ungerechtfertigten Vorwürfen” konfrontiert worden, es hätte nach französischem Recht geltende Bestimmungen nicht eingehalten und Zusagen an die Mitarbeiter missachtet. “Diese Krise hat zu einem drastischen Nachfragerückgang geführt, der für Continental gegenüber unseren Schätzungen vom Mai 2008 eine Überkapazität von voraussichtlich mehr als 15 Millionen Pkw-Reifen in Europa 2009 bedeuten wird. Schließlich haben wir der Ministerin dargelegt, dass wir unseren Verpflichtungen hinsichtlich der 2007 geschlossenen Vereinbarung zur Wochenarbeitszeit von 40 Stunden nachgekommen sind und die geäußerten Vorwürfe absolut ungerechtfertigt sind: Diese Vereinbarung hat nämlich nie eine Garantieklausel enthalten, weder im Hinblick auf die Arbeitsplätze in Clairoix, noch im Hinblick auf den Standort”, erklärt der Vorstandsvorsitzende.
Laut Swiss Info soll die französische Wirtschaftsministerin Christine Lagarde den Conti-Vorstandsvorsitzenden Dr. Karl-Thomas Neumann wegen der Konzernpläne zur Schließung des Werkes in Clairoix “zur Rede gestellt” haben. Sie habe ihm “sehr klar deutlich gemacht, dass mit Blick auf die Ergebnisse des Standorts Clairoix wie der Reifensparte von Continental die nötige wirtschaftliche Rechtfertigung eines Sozialplanes derzeit höchst bestreitbar” sei, heißt es.
Zudem habe sie wissen wollen, warum Conti die Standorte Clairoix und Hannover schließen wolle, anstatt die Lasten auf alle Werke zu verteilen. Zumindest im Zusammenhang mit der im eigenen Land betroffenen Fabrik soll sie Neumann zudem unterschwellig mit dem “sehr strikten” französischen Recht gedroht haben. Und wenn ein Sozialplan am Ende umgesetzt werde, so wolle “die Regierung nicht hinnehmen, dass dies auf unterster Stufe geschieht”, wird die Ministerin von Swiss Info zitiert.
Medienberichten zufolge ist für den kommenden Donnerstag wieder eine Demonstration gegen die Conti-Pläne zur Schließung des Lkw-Reifenwerkes in Hannover-Stöcken geplant, zu der es nach wiederholt vorgetragener Meinung des Vorstandsvorsitzenden Dr. Karl-Thomas Neumann kaum eine realistische Alternative gebe. Bei ihrem Protest gegen das angekündigte Aus der Lkw-Reifenproduktion werden IG BCE, Betriebsrat und die Conti-Beschäftigten demnach nicht nur von der IG Metall, sondern auch von Metallerinnen und Metaller von Schaeffler sowie einer Delegation von Volkswagen-Beschäftigten unterstützt.
Der Vorstandsvorsitzende der Continental AG Dr. Karl-Thomas Neumann hat sich nun zu Gesprächen mit Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) über die Zukunft des Reifenwerkes in Hannover-Stöcken getroffen. Trotzdem halte Neumann eine Rettung für wenig realistisch.
“Ich halte es für schwierig, einen Vorschlag zu machen, der noch etwas herausreißen könnte. Aber ich sage nicht nein”, so Neumann zum Handelsblatt. Der Conti-Vorstandsvorsitzende warnte jedoch: “Ich will nicht zu große Hoffnungen machen, aber auch keine Türen zuschlagen.
Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hat sich auch massiv auf die Vergütungen der Vorstandsmitglieder der Continental AG ausgewirkt. Wie dem nun veröffentlichten Geschäftsbericht 2008 zu entnehmen ist, haben sich die Vergütungen insgesamt von 17,4 auf 8,2 Millionen Euro mehr als halbiert. Spitzenverdiener im Unternehmen ist Vorstandsvorsitzender Dr.
Karl-Thomas Neumann mit 1,7 Millionen Euro (2007: 2,7 Millionen Euro). Danach folgen: Dr. Alan Hippe mit 1,6 Millionen Euro (2,7 Millionen Euro), Manfred Wennemer mit 1,4 Millionen Euro (3,7 Millionen Euro), Heinz-Gerhard Wente mit 1,1 Millionen Euro (1,3 Millionen Euro), Dr.
Hans-Joachim Nikolin 1,0 Millionen Euro (2,3 Millionen Euro), William L. Kozyra mit 875.000 Euro (1,6 Millionen Euro) und Gerhard Lerch mit 500.
000 (2,6 Millionen Euro). Bei den Vergütungen des Vorstands haben sich insbesondere die variablen Vergütungskomponenten stark reduziert (von 9,1 auf 1,2 Millionen Euro). Diese hängt zum einen davon ab, ob bestimmte wirtschaftliche Kennzahlen in den jeweiligen Aufgabenbereichen erreicht wurden.
Zum anderen ist die variable Vergütung an die Dividende gekoppelt. Conti will aber für das Geschäftsjahr 2008 keine Dividende an die Aktionäre ausschütten. Für 2007 hatte es noch 2 Euro je Aktie gegeben.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Arno Borchershttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgArno Borchers2009-03-17 14:32:002023-05-17 14:15:57Continental-Vorstand mit halber Vergütung in 2008
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff gab gestern im ZDF seine Sicht der Dinge kund. “Die Einmischung” des Staates (das Land ist 20-%-Aktionär) bei Volkswagen sei eben historisch bedingt und der Autobauer sei ja auch sehr gut mit einem langfristig denkenden Aktionär gefahren. Continental bezeichnete Wulff als “kerngesundes Unternehmen” – sowie als “profitabelsten Reifenhersteller der Welt”.
Die Probleme seien durch die Schaeffler-Gruppe erst entstanden, die nun – sinngemäß – zu bluten habe. Dass Conti tief im Sumpf sitzt, einen Rekordverlust soeben erlitten hat und durch eine völlig überteuerte VDO-Akquisition – CEO Dr. Karl-Thomas Neumann: “VDO war sicher kein Schnäppchen” – auf einem über zehn Milliarden Euro hinausgehenden Schuldenberg sitzt, gar keine Dividende bezahlt und nicht ein Euro bis dato von Hannover nach Herzogenaurach geflossen ist, klammert Wulff aus.
Im Übrigen hat Continental aber bis heute überhaupt keine Anstalten gemacht, den Staat um Bürgschaften und ähnliche Unterstützung zu bitten. Es könnte allerdings darum gehen, bei der Herauslösung der Rubber Group behilflich zu sein. Dagegen wäre überhaupt nichts einzuwenden.
Allerdings könnte auch erwartet werden, dass sich die Länder, die von der Conti Rubber Group dank größter Fabriken profitieren – so Rumänien, Tschechien, die Slowakei und Portugal –, dann auch finanziell engagieren. Der Conti-Vorstand hat es stets abgelehnt, sich als rein deutsches Unternehmen zu sehen und dafür auch Gründe genannt. Nun, was gestern richtig war, kann heute nicht falsch sein.
https://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svg00Arno Borchershttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgArno Borchers2009-03-02 14:09:002023-05-17 14:16:55Eine politische Antwort: Conti kerngesundes Unternehmen
Die Continental AG hat heute ihre Konzernkennzahlen für das Geschäftsjahr 2008 vorgelegt. Im zurückliegenden Jahr ist der Umsatz im Vergleich zu 2007 demnach um 45,8 Prozent auf gut 24,2 Milliarden Euro gestiegen, wobei sich dieser starke Zuwachs im Wesentlichen natürlich durch den Erwerb der Siemens-Sparte VDO begründet. Das operative Konzernergebnis (EBIT) verringerte sich vor allem als Folge einer Goodwill-Abschreibung in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr allerdings auf minus 296,2 Millionen Euro (2007: 1,7 Milliarden Euro).
Das den Anteilseignern zuzurechnende Konzernergebnis reduzierte sich dadurch ebenso auf etwa minus 1,1 Milliarden Euro. Die Nettofinanzschulden reduzierten sich gegenüber dem Jahresende 2007 zwar um rund 373 Millionen Euro auf nunmehr knapp 10,5 Milliarden Euro, dennoch stieg die Gearing Ratio aufgrund der nicht cash-wirksamen Goodwill-Abschreibung auf 189,6 Prozent (2007: 158,3 Prozent). Für das Unternehmen steht angesichts dessen der Schuldenabbau im Vordergrund seiner Bemühungen.
“Deshalb haben wir zusätzlich zu den starken Einschnitten des vierten Quartals 2008 weitere Kostensenkungsprogramme aufgelegt, um unsere operativen Ergebnisse abzusichern, die für den Schuldenabbau elementar sind”, sagt der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Karl-Thomas Neumann. Zwar hat sich die Automotive Group mit einem Umsatz von 14,9 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis von nicht ganz 909 Millionen Euro (Marge: 6,1 Prozent) angesichts des massiven Nachfrageeinbruchs in der Automobilindustrie 2008 noch relativ gut behauptet, dennoch glänzt bei Conti eher das Gummi.
Und so spricht der scheidende Finanzvorstand, stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Leiter der Rubber Group Dr. Alan Hippe denn auch von einem “vor dem Hintergrund des aktuellen Umfelds herausragenden operativen Ergebnis” der Gummisparte. Sie konnte demnach bei einem Umsatz von nicht ganz 9,4 Milliarden Euro ein EBIT von fast 985 Millionen Euro erwirtschaften.
Was in der Öffentlichkeit bis vor Kurzem eher noch wie ein Machtkampf bis aufs letzte Messer wahrgenommen wurde, soll sich dank der außerordentlichen Continental-Aufsichtratssitzung vom vergangenen Wochenende in allseitiges Wohlgefallen aufgelöst haben. Doch ob deren Ergebnisse, die beide Seiten – also die Continental AG und ihr Großaktionär Schaeffler – unisono lapidar als “Konkretisierung der Zusammenarbeit” bezeichnen, tatsächlich sämtlichen potenziellen Zündstoff rund um die “Formung eines zweiten globalen Champions im Automobilzulieferergeschäft” innerhalb Deutschlands beseitigt hat, wird wohl erst die Zukunft zeigen. Festzuhalten bleibt zunächst einmal, dass sich die Schaeffler-Gruppe mit ihrer Forderung, Dr.
Hubertus von Grünberg möge seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender räumen, de facto hat durchgesetzt hat. Freilich wird dies in den gleichlautenden Pressemeldungen beider Unternehmen viel freundlicher ausgedrückt. Der Aufsichtsrat habe zustimmend den Vorschlag des Vorstandes zur Kenntnis genommen, den Prozess für eine organisatorisch und rechtlich selbstständige Rubber Group einzuleiten, der unter enger Begleitung von Grünbergs erfolgen soll, der vor diesem Hintergrund “den Vorsitz im Aufsichtsrat kurzfristig zur Verfügung stellen möchte”.
Außerdem hat sich der Aufsichtsrat nach Unternehmensaussagen darauf verständigt, der Schaeffler-Gruppe – wie in der gemeinsamen Investorenvereinbarung vorgesehen – vier Mandate anzubieten. Diese hat Maria-Elisabeth Schaeffler, Georg Schaeffler, Dr. Jürgen M.
Geißinger und Schaeffler-Berater Rolf Koerfer als Kandidaten benannt. Sobald die Aufsichtsräte vom Amtsgericht bestellt sind, soll der Aufsichtsrat zügig einen neuen Vorsitzenden wählen, wobei man sich auf die Kandidatur von Rolf Koerfer als Nachfolger von Dr. Hubertus von Grünberg verständigt hat, der dem Aufsichtsrat der Continental AG weiterhin angehören wird.
Dass es alles in allem nun mehr oder weniger doch so kommt, wie es die NEUE REIFENZEITUNG bereits vorhergesehen hatte (siehe den Beitrag “Continental ist voll unter Schaefflers Kontrolle”), muss der Entwicklung einer auf sich selbst gestellten Gummi- bzw. Reifensparte nicht automatisch abträglich sein.
00Detlef Vogthttps://reifenpresse.de/wp-content/uploads/2017/10/Reifenpresse-Logo.svgDetlef Vogt2009-01-26 13:04:002023-05-17 14:14:47Conti/Schaeffler: Abtrennung der Rubber Group unter von Grünbergs Begleitung