Einträge von Christian Marx

Lousado – Eine Vorzeigefabrik im Continental-Konzern

Seit dem Jointventure mit Continental, spätestens jedoch ab der späteren vollständigen Übernahme aller Anteile an Mabor/Angola durch den hannoverschen Reifenhersteller im Jahre 1992 hat sich der einstige Sanierungsfall in Südeuropa herausgemacht. Denn aus den kleinen Anfängen in Portugal ist der Continental-Konzern längst heraus. Im Land werden derzeit 1.

450 Menschen beschäftigt, und 1998 konnten 631,1 Millionen Mark umgesetzt werden. Die einzelnen Bereiche sind Continental Mabor (Reifenfabrik, Umsatz 1998: 298,4 Millionen Mark), Continental Pneus (Vertriebsgesellschaft, 84,5 Millionen Mark), ITA (Cord-Fabrik, 67,1 Millionen Mark), die Gemeinschaftsfirma Continental Lemmerz mit 73,4 Millionen Mark Umsatz sowie Continental Teves mit einem Umsatz von 107,7 Millionen Mark. Am Montagewerk Continental Lemmerz hält der deutsche Reifenkonzern 51 Prozent, an ITA 96 Prozent, bei den anderen ist die Continental AG alleinige Anteilseignerin.

Vor fünf Jahren lag der Umsatz der Reifenfabrik in Lousado noch deutlich unter 100 Millionen Mark und hat sich seither geradezu sprunghaft von Jahr zu Jahr nach oben entwickelt. 1996 wurde an der 200 Millionen-Mark-Schwelle gekratzt, 1999 wird mit deutlich mehr als 300 Millionen Mark abgeschlossen werden. Seit Mai diesen Jahres ist das Werk zudem in der Lage, 30.

000 Reifen täglich durch die Vulkanisationspressen zu schicken, 33.000 sollen im Oktober erreicht sein. Produziert werden hier viele Konzernmarken – begonnen bei Continental über Semperit und Uniroyal bis zu einer ganz erklecklichen Zahl sogenannter Private Brands.

Und noch eine Zahlenreihe belegt den Erfolg der Portugiesen: 1994 war es endlich gelungen, rund 200.000 Reifen in die Erstausrüstung liefern zu können, im letzten Jahr waren es bereits 2,2 Millionen Stück. Und das Ende ist noch nicht erreicht.

Es kann nur eine Frage von Monaten sein bis auch mehr als drei Millionen Reifen allein von Lousado für die Erstausrüstung gefertigt werden. Und nahezu alles geht in den Export, schließlich ist Portugal nur wenig größer als Niedersachsen. Die "Conti-Gruppe" (also sämtliche Konzernmarken zusammengenommen) hält im portugiesischen Reifenersatzmarkt einen Marktanteil von 17 Prozent.

Marktführer ist Michelin mit etwa 23 bis 25 Prozent, aber auch Bridgestone/Firestone, Goodyear und Dunlop spielen eine gute Rolle. Die Hauptmärkte für die Fabrik Lousado liegen aber ganz klar in Deutschland, Spanien, Frankreich und Benelux. Wir haben das Werk besucht und berichten darüber im August.

Pirelli zeigt Bremsspuren in Deutschland

Nach einer Reihe sehr erfolgreicher Jahre hängt das Unternehmen in Deutschland deutlich hinter seinen ehrgeizigen Planungszahlen zurück und hat alle Hände voll zu tun, wenigstens die Vorjahreszahlen noch erreichen zu können. Zudem wird es zunehmend schwieriger, die im Vergleich mit Wettbewerbern hohen Preise im Super High Performancebereich zu verteidigen. Der für den weiteren Verlauf des Jahres erwartete Wechsel des derzeitigen Sprechers der Geschäftsführung, Dr.

Wentz, in den Aufsichtsrat scheint verschoben. Der designierte Nachfolger Sala ist nach dieser Zeitschrift vorliegenden Informationen so schwer erkrankt, daß an eine Übernahme der neuen Aufgabe nicht zu denken ist. Von der Deutschland-Zentrale waren keine Angaben zu erhalten.

Mehr-Marken-Strategie bei Michelin

Michelin hat mit den drei so bezeichneten „Flag Brands“ Michelin, BF Goodrich und Kleber sowie den zwei so bezeichneten „Associated Brands“ Kormoran und Riken eine Mehr-Marken-Strategie entwickelt, die es dem Unternehmen ermöglichen soll, seine Position im deutschen Fachhandel, aber auch in anderen Distributionskanälen weiter zu stärken. Die Wurzeln des Konzeptes finden sich im Land des Marketings, den USA. Hubert Hannezo (Foto rechts), dem von vielen amerikanischen Managern des Konzerns „eine Vision für Marketing“ unterstellt wird, hatte bereits als Verantwortlicher in Greenville/SC erkannt, daß der Konzern mit der Marke Michelin allein weder in den USA noch weltweit würde reüssieren können.

Folgerichtig wurden die Markeninhalte von BF Goodrich und Uniroyal verbessert und sichtbar gemacht. Eigentlich unabgewandelt wird diese Mehr-Marken-Strategie nunmehr auch in Deutschland und in Europa, nachdem Hannezo seit zwei Jahren verantwortlich für Marketing weltweit ist und seinen Dienstsitz wieder in Frankreich hat, eingeführt, wobei die Marke Uniroyal wegen der hinreichend bekannten Markenvergaben zwischen dem Michelin- und dem Continental-Konzern in Europa durch die Marke Kleber ersetzt wird. Mit dieser Strategie lassen sich nahezu alle wichtigen Verbrauchertypen ansprechen.

Wichtig bleibt die Erkenntnis, daß diesen Verbrauchertypen nicht allein irgendwelche Markennamen angeboten werden, sondern daß mit relativ genau definierten Markeninhalten um die Gunst von Verbrauchern geworben werden kann. Die volle Ausschöpfung aller Vorteile einer Mehr-Marken-Strategie hat für Michelin zur Konsequenz, daß Partnerschaften mit dem Fachhandel neu zu definieren sind. Bisher hat der Konzern noch jeden Fachbetrieb beliefert, sofern er neben dem Verkauf von Reifen auch die damit verbundenen Serviceleistungen zu erbringen wußte.

Künftig wird das Händlernetz weitaus dünner sein. Es besteht die Absicht, sich mit den mutmaßlichen Gewinnern auf Handelsseite zu verbünden. Das ist nicht eine Frage der Betriebsgröße, jedenfalls nicht eine solche Frage allein.

Eine weitere unverzichtbare Konsequenz ist der Einsatz eines neuen Brand-Managements sowie der Einsatz sogenannter Account- oder auch Key Account-Manager. Ein wesentlicher Grund unter anderen Gründen für die Einführung der Mehr-Marken-Strategie liegt auch darin, daß sich mit der Vermarktung der vom Verbraucher am stärksten nachgefragten Reifenmarke Michelin im Vergleich mit den Wettbewerbern in aller Regel nicht die höchsten Roherträge erzielen lassen. Ein wesentliches Ziel bestehe darin, den Händlern zu ermöglichen, mit Spaß und Freude Michelin vermarkten zu können, meinte Vertriebschef Patrice Kéfalas (Foto links) im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG.

Im übrigen wolle man aber auch nicht den Fehler machen, Wettbewerbern weite Teile des Marktes die mit einer „Flag-Brand“ nun mal nicht erreicht werden können, kampflos zu überlassen. Mehr dazu in Heft 8/99 unserer Fachzeitschrift..

Nachwuchs als Wettbewerbsfaktor

Die Dunlop GmbH (Hanau) setzt nach eigenen Aussagen verstärkt auf Nachwuchs. Beleg dafür sollen die 63 Ausbildungsplätze sein, die der Reifenhersteller dieses Jahr konzernweit zur Verfügung stellt. Und das sind immerhin 24 mehr als noch vor vier Jahren.

„Die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen sehen wir als gesellschaftspolitische Aufgabe“, sagte Dr. Volker Wingefeld, Geschäftsführer Finanzen und Personal der Dunlop GmbH. „Die Heranbildung von qualifiziertem Nachwuchs ist zudem eine unverzichtbare Grundlage, damit unser Unternehmen auch weiterhin erfolgreich ist“.

Vredesteins Halbjahresergebnis

Der Gruppenumsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um rund zehn Prozent auf 108 Millionen Euro. Der Cash Flow erhöhte sich im ersten Halbjahr von 8,8 Millionen auf 9,9 Millionen Euro. Damit kann Vredestein die positive Entwicklung der letzten Jahre offenbar fortsetzen.

Der Vredestein Sportrac, hierbei handelt es sich um einen in Zusammenarbeit mit Giugiaro Design entwickelten Reifen für Geschwindigkeiten bis 240 km/h, übertraf dabei nach Angaben des Managements alle Erwartungen. Vredestein ist anerkannt als ausgezeichneter Winterreifenhersteller und macht den weitaus größeren Umsatzteil im zweiten Halbjahr jeden Jahres. Die bisherigen Zahlen lassen vermuten, dass ein neues Rekordergebnis möglich sein wird.

Erfreuliches Halbjahresergebnis von Continental

Das Management hat die Erwartungen hinsichtlich Umsatz und Ertrag nach oben hin korrigiert. Alle Geschäftsfelder konnten aufgrund wachsender Umsätze die Margen verbessern. Der Gesamtumsatz war noch vor einigen Wochen vom Continental-Management bei etwa 8,5 Milliarden Euro zum Jahresende prognostiziert worden.

Nunmehr zeichnen sich aber etwa neun Milliarden Euro ab. Nach Ablauf der ersten sechs Monate wurde ein Umsatz von 4.449 Millionen Euro erreicht.

Erdbeben in der Türkei

In der vom Erdbeben stark betroffenen Stadt Izmit liegen die Reifenwerke von Brisa (Bridgestone-Sabanci), Pirelli und Goodyear an einer Hauptstraße nur jeweils wenige hundert Meter voneinander entfernt. Der Zulieferer Bekaert hat ebenfalls eine größere Fabrik in Izmit. Über das Ausmaß der Zerstörungen liegen noch keine Angaben vor, weil selbst von den Verwaltungen der betroffenen Firmen, die ihren Sitz in Istanbul haben, eine Kontaktaufnahme bisher nicht möglich war.

Man rechnet aber nicht mit Totalschäden oder auch „nur“ riesigen Schäden, weil die Werke auf sehr starken Stahlbeton-Fundamenten stehen. Größte Sorge gilt allerdings den Belegschaftsmitgliedern, von denen sehr viele im Zentrum des Erdbebens, dem Ort Golzuk bei Izmit, leben..

Pneumant-Standort gefährdet

Der Standort Fürstenwalde der Pneumant Reifen GmbH ist langfristig in Gefahr. Das gab der kaufmännische Geschäftsführer Dr. Rainer Schieben Anfang September in der Pneumant-Hauptverwaltung in Fürstenwalde bekannt.

Bereits im Herbst beziehe das Unternehmen aus Kostengründen Winterreifen aus japanischer Fertigung, ein Teil der Produktion von Sommerreifen werde ebenfalls nach Japan verlagert. Zudem, so Schieben, habe der neue Eigentümer, die Goodyear Tire und Rubber Company, die Produktionsplanung für das Jahr 2000 um 200.000 Reifen gekürzt.

Das könne nicht ohne Auswirkungen auf Investitionen und Beschäftigung bleiben, erklärte der Geschäftsführer. Als Grund für die Probleme nannte Schieben unter anderem zu hohe Energiekosten am Standort Fürstenwalde..

Messesplitter „Autosalon ’99“ Moskau

Die interessanteste Messenachricht dürfte sein, daß Continental versucht, die Moskauer Reifenwerke zu übernehmen. Gefertigt werden hier derzeit lediglich etwa 1,6 Millionen Pneus im Jahr, die maximale Produktionskapazität soll aber bei rund drei Millionen Stück jährlich liegen. Die Verhandlungen haben gerade erst angefangen.

Dem Hauptaktionär Yukos (ein Öl- und Chemiekonzern) scheint die Lust auf Reifen abhanden gekommen zu sein. Wie eine Reihe anderer Reifenhersteller auch befindet sich das Moskauer Reifenwerk in einer Art Konkursverfahren. Bisher endeten solche Verfahren jedoch meist als „freundschaftliche Agreements“, so dass abzuwarten bleibt, was das für Contis Ambitionen bedeutet.

Werkstattausrüstung und der Weg vom Reifenhandel zum Autoservice

Im Rahmen einer Marktumfrage der Goodyear Handelssysteme GmbH Köln (GHS) signalisierten etwa 71 Prozent der Befragten aus dem Reifenhandel Investitionsbereitschaft. Bemerkenswert dabei ist vor allem der hohe Prozentsatz derjenigen Reifenspezialisten, die in den Bereich Autoservice einsteigen bzw. ihn ausbauen wollen.

Mit 64 Prozent der Nennungen liegt dieses Vorhaben unangefochten an der Spitze. Eine klare Aussage, welche Bedeutung diesem Segment beigemessen wird. Zum Service rund um das Auto gehört vor allem eines: Das richtige Equipment.

Und dazu gehören eben auch Gerätschaften, die über die „klassische“ Ausrüstung eines Reifenfachhandelsbetriebes, also Montage- und Auswuchtmaschinen bzw. Hebebühnen sowie Anlagen zur Achsvermessung, hinausgehen. Für ein Vollserviceangebot gesellen sich beispielsweise AU- und Motortestgeräte, Stoßdämpferprüfstraßen oder dergleichen mehr dazu.

Folglich macht sich der Trend zu mehr Autoservice im Reifenhandel auch bei den Werkstattausrüstern bemerkbar. Das ergab jedenfalls eine kurze Umfrage der NEUE REIFENZEITUNG unter den in diesem Segment aktiven Unternehmen. Investitionen scheinen also unabdingbar.

Große Ausgaben sind aber unter Umständen nicht jedem Betrieb bzw. in allen Werkstattbereichen möglich. Also sich doch lieber spezialisieren? Schließlich unterscheiden sich die Bedürfnisse im Kundenservice, bei der Wartung und der Nachrüstung teils erheblich.

Und es ist nicht einfach, Preis, Zeitaufwand und Leistung auszutarieren und dennoch alle potentiellen Kunden zufriedenzustellen. Um den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden zu können, haben nahezu alle Werkstattausrüster verschiedene Produktlinien im Programm – für kleine, mittlere und große Betriebe. Die Entscheidung, wie viel in welche Gerätschaften investiert wird, kann allerdings niemand den Verantwortlichen in den Betrieben abnehmen.

Übrigens, nachdem wir uns im September im Produktbereich auf die Reifenmontage bzw. das Auswuchten konzentriert haben, werden im Oktober-Heft unter anderem Hebebühnen und Achsvermessung ein Thema sein.

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