Einträge von Christian Marx

Börse weitgehend unfreundlich gegenüber Reifenherstellern

In den zurückliegenden Wochen war die Entwicklung an der Börse durchwachsen. Pirelli konnte zwar zeitweise glänzen, und manchmal gehörte auch Toyo zu den Gewinnern, aber mit den anderen Reifenwerten (z.B.

Bridgestone, Continental, Cooper, Goodyear und Michelin) meinte es die Börse zumeist nicht so gut. Einige der Werte befanden sich sogar erneut auf dem tiefsten Stand seit 52 Wochen. Allein Yokohama-Reifen zeigten zwischenzeitlich einen gegenläfigen Trend.

Moderne Fabrikationsstätte für Runderneuerte bei Gummi Reiff

Vor kurzem hat Gummi Reiff sein Runderneuerungswerk in Reutlingen offiziell (neu-)eröffnet, in das knapp fünf Millionen Mark investiert wurden. In der nach Reiffs Worten „modernsten Fabrikationsstätte der Welt“ für Runderneuerte werden derzeit jährlich zwischen 50.000 und 60.

000 Nutzfahrzeugreifen (Bandag-Verfahren) sowie knapp 300.000 Pkw-Winterreifen der Marke Condor produziert..

ContiPremiumContact – Nach Kundenwünschen entwickelt

Der neue ContiPremiumContact soll ab Frühjahr 2000 den ContiEcoContact CP als Reifen für die automobile Oberklasse sukzessive ablösen. Mit dem neuen Sommerreifen erwarten die Hannoveraner in den nächsten Jahren eine deutliche Zunahme des Geschäftes mit Pneus der Geschwindigkeitsklassen über 190 km/h im Erstausrüstungs- und Ersatzgeschäft. Mitte Februar wurde der neue Reifen der internationalen Fachpresse vorgestellt.

Die Endverbraucher erwarten von einem Reifen – das hat eine vom Institut für Sensorikforschung und Innovationsberatung ergeben – in erster Linie „Sicherheit“. Die drückt sich beim Reifen in den Kategorien Aquaplaningschutz, kurzer Bremsweg, Lenksicherheit, Haftung sowie Spurstabilität. Der PremiumContact soll mit seinen Konstruktionsspezifika – einer neuartigen bionischen Kontur, die von Katzenpfoten abgeschaut ist, mit dem Effekt, dass sich der Reifen beim Bremsen „breit macht“, einem asymmetrischen Profil sowie einer Silica-Mischung der dritten Generation – diese Zielvorgaben erfüllen.

Im Bereich der Erstausrüstung werden mit dem PremiumContact in elf verschiedenen Größen (16/17 Zoll) insgesamt 37 Zielfreigaben bei 14 Fahrzeugherstellern angestrebt. Im Ersatzgeschäft soll der ContiPremiumContact zunächst in 13 Dimensionen auf den Markt kommen, was laut Hersteller einer Marktabdeckung von 75 Prozent entspricht. Continental will den neuen Reifen auf dem gleichen Preisniveau halten wie seinen Vorgänger.

Mit Reifen Gundlach ins Heimatland von GT-Radial

Im Februar organisierte die Reifen Gundlach GmbH die "GT-Radial Tour 2000" ins Ursprungsland von GT-Radial. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Marke für Reifen (Pkw Sommer/Winter, Van, Llkw, Off-Road) radialer Bauweise, die von dem indonesischen Reifenhersteller Gajah Tunggal produziert wird. Im Diagonal-Produktsegment (Markenname Gajah Tunggal) werden von den Indonesen darüber hinaus außerdem Lkw-, Bus- und Industriereifen sowie Pneus für Motorräder (Markennamen Nitto Tyre und IRC) gefertigt.

GT-Radial-Reifen werden in Deutschland seit etwa sechs Jahren exklusiv von dem zum japanischen Itochu-Konzern gehörenden Großhandelsunternehmen Gundlach vertrieben. Im Rahmen der Veranstaltung stellte der Reifenhersteller unter anderem zwei neue, "Preciro" (60er-/65er-Serie, elf Größen ab Mai 2000) bzw. "Classiro" (70er-Serie, sieben Größen QIII/2000) getaufte Reifen vor.

Darüber hinaus wurde die aktuelle Produktpalette um neue Größen oder Ausführungen erweitert, wobei aus Sicht der Indonesen auch das Segment der Kleintransporter und Vans immer interessanter wird. Ganz viel Zukunftsmusik klingt an, wenn man bei Gajah Tunggal von dem Vorhaben spricht, in das Geschäft mit radialen Lkw-Reifen einsteigen zu wollen. Auch im Pkw-Winterreifensegment hat noch weiteres Volumenwachstum insbesondere in Deutschland, einem der wichtigsten Märkte für die Asiaten, angepeilt.

Reifenplatz Berlin

Ein wichtiger Standort hat bislang in unserer Reifenplatz-Reihe gefehlt: Die Rede ist von der Bundeshauptstadt Berlin. Dort dürfte es an die hundert Reifenhandelsbetriebe geben. Angesichts dieser Menge eine vernünftige Auswahl zu treffen, die alle Aspekte berücksichtigt und nichts und niemanden zu kurz kommen lässt, stellt sich als nahezu unmögliches Unterfangen dar.

So ist die Stichprobe von 13 Betrieben, welche die Grundlage für diesen Report bilden, denn auch notwendigerweise unzureichend und mit Mängeln behaftet. So sind beispielsweise die Betriebe im Ost-Teil der Stadt unterrepräsentiert und einige der großen Ketten diesmal überhaupt nicht vertreten. Hier mussten im Sinne der Praktikabilität und Durchführbarkeit einige Abstriche gemacht werden.

Statt dessen wurden u.a. zwei Berliner „Platzhirsche“, einige der unzähligen kleineren Betriebe sowie eine ATU-Filiale unter die Lupe genommen.

Fazit: Der Kunde wird zwar meist höflich und zuvorkommend behandelt, ein informatives, engagiert geführtes Beratungsgespräch findet jedoch bei über der Hälfte der Betriebe nicht statt. Das ist zwar besser als nichts, reicht aber letztlich nicht aus, um daraus eine besondere Befähigung des Fachhandels in Sachen Reifengeschäft gegenüber alternativen Vertriebskanälen (Autohaus, Fast-Fitter) zu abzuleiten. Beim vielgescholtenen Autoteile-Fachmarkt erfolgt die dagegen Beratung professionell, inklusive Präsentation der angebotenen Produkte.

Ressourcenschoner: Goodyear stellt Eagle NCT 5 vor

Mit dem neuen Eagle NCT 5 stellte Goodyear Mitte Februar auf dem konzerneigenen Testgelände im südfranzösischen Mireval einen komfortbetonten High-Performance-Reifen mit Geschwindigkeits-Freigaben von „H“ (bis 210 km/h) bis „Y“ (bis 300 km/h) der Fachpresse vor. Er soll von Beginn an in mehr als 20 Dimensionen erhältlich sein und seinen Vorgänger NCT 3 in allen relevanten Eigenschaften wie etwa Bremsen auf trockener und nasser Fahrbahn oder Aquaplaning bei Geradeausfahrt und in Kurven z.T.

deutlich übertreffen. Man zielt mit dem neuen Produkt auf einen interessanten Wachstumsmarkt: Angesichts von 52 Millionen Reifen mit Speed-Index „H“ und schneller, die derzeit pro Jahr in Europa abgesetzt werden, hat dieses Segment damit bereits ein Marktvolumen von 28 Prozent (total: 186 Millionen Reifen) erreicht. In Deutschland liegt der Marktanteil von High-Performance-Pneus derzeit bei 35 Prozent, Tendenz deutlich steigend.

Die Goodyear-Reifenentwickler legten ihr Augenmerk beim neuen NCT 5 besonders auf die ökologischen Eigenschaften: Im Vergleich zum Vorgänger soll der neu entwickelte Pneu mit einem um 20 Prozent verringerten Rollwiderstand sowie einem optimierten Abrollgeräusch aufwarten. Parallel zur Reduzierung des Rollwiderstandes, die laut Hersteller bereits eine Kraftstoffersparnis von bis zu fünf Prozent ermöglicht, soll der NCT 5 zudem über eine bis zu 25 Prozent verbesserte Laufleistung verfügen. Bei der Namensgebung übersprang Goodyear die Zahl „4“ übrigens mit Absicht – in Fernost, wo dieser Reifen ebenfalls verkauft werden soll, gilt die Zahl „4“ als Symbol für drohendes Unheil.

Winterreifen in „XL“: „ContiWinterContact TS 790V“

Geschwindigkeitsindex „V“ längst nichts Besonderes mehr. Vor einigen Jahren noch undenkbar, hat der „V“-Reifen hat seit der letzten Saison aber auch Einzug ins Wintersegment gehalten. Jetzt hat Reifenhersteller Continental nicht nur nachgezogen, sondern setzt – frei nach dem Motto: „Wenn wir etwas machen, dann machen wir es auch richtig“ – sogar noch einen drauf und präsentiert mit dem „ContiWinterContact TS 790 V XL“ voller Stolz den „ersten echten V-Winterreifen“ (O-Ton Presseerklärung), der diese hohen Geschwindigkeiten erlauben soll.

Die Buchstaben „XL“ stehen hierbei für „Extra Load“, d.h. die Reifen wurden mit einem besonders hohen Lastindex entwickelt.

Diese Auslegung soll die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Lastabschläge kompensieren, nach denen ein Reifen bei 240 km/h nur mit einer um neun Prozent geringeren Radlast als der Lastindex ausweist belastet werden darf. Bei voller Last hingegen darf das Fahrzeug 220 km/h nicht überschreiten. Vorteil des höheren Lastindexes: Kompromisse bei der Geschwindigkeit müssen auf diese Weise nicht mehr gemacht werden.

Der TS 790 V ist zunächst in zehn Dimensionen erhältlich, die laut Conti 96 Prozent des Marktes in diesem Segment abdecken. Preislich ist der neue Pneu elf Prozent über der entsprechenden H-Version angesiedelt..

Das Runderneuerungskonzept der Continental AG

Runderneuerte Conti-Reifen, die unter dem Namen "Contire" europaweit vermarktet werden, entstehen in Off-Take-Agreements bei den Unternehmen Vergölst (Bad Nauheim), Reifen Günther (Diepholz) und Ihle (Günzburg). In Großbritannien sind Vacu-Lug in Grantham sowie Bandvulc in Ivybridge die Partner. Hinzu kommt die Semperit-Tochter Merkur in Wien.

Das Produktionsnetz soll jedoch weiter in Richtung der südeuropäischen Volumenmärkte ausgebaut werden, Verhandlungen mit neuen potentiellen Off-Take-Partnern sind gegenwärtig im Gange. Vermarktet werden die Werkserneuerungen zentral über Continental. Die Runderneuerung wird in original Formen nach dem "Wulst-zu-Wulst-Verfahren" durchgeführt, das den Reifen unempfindlich gegen Kontakte mit Bordsteinen oder beim Überfahren von Schwellen machen soll.

Conti kann dabei sowohl auf eigene Karkassen als auch auf eigene Mischungen aus der Neureifenherstellung zurückgreifen. So wird denn auch die Nähe der werkserneuerten Reifen zu neuen Pneus besonders betont: Contire-Reifen, die in bestimmten Ausführungen sogar beim Truck-Racing eingesetzt werden, stellen daher keine eigene Marke dar, sondern gelten als eine "Product Line Extension". Dies kommt u.

a. im Seitenwand-Design zum Ausdruck, das auf den ersten Blick von dem eines Neureifens nur durch den kleinen Contire-Schriftzug unterhalb der Profilbezeichnung zu unterscheiden ist. Der Vertrieb der mit einer "Neureifen-Garantie" versehenen Produkte erfolgt parallel zu den anderen Marken aus dem Hause Continental.

Ein runderneuerter Reifen kostet etwa zwei Drittel vom Preis, der für einen Lkw-Neureifen bezahlt werden muss. Die drei Kernmärkte für Contire-Werkserneuerungen sind England, Frankreich und Deutschland..

Die Welt der Räder

Die großen Hersteller von Pkw-Rädern und besonders jenen aus gegossenem Aluminium werden immer größer. Das weltweite Geschäft boomt, doch die Geschäftsergebnisse der meisten Hersteller in diesem Metier liegen weit unter denen anderer Branchen: Die Räderhersteller leiden einerseits unter der schlechten Bewertung der Automobilhersteller und ihrer Zulieferer an den Börsen und andererseits in besonderem Maße, weil ihr Produkt als „low tech“ gilt. Dabei ist die Welt der Räder im Umbruch, neue Technologien und Optimierungen bestehender Produkte an der Tagesordnung.

Es geht aber nicht nur um neue Rädertechnologien, sondern auch um aggressives Pricing der Autohersteller, dem sich mancher Zulieferer nicht mehr gewachsen zeigt. Einige Räderhersteller fokussieren ihre Aktivitäten auf den Erstausrüstungsmarkt, weil sie glauben, dadurch kostengünstiger operieren zu können. Andere pflegen ihr Engagement in den Umrüstmärkten, weil sie meinen, so das Ohr dichter am Markt zu haben und dem Automobilhersteller dadurch überlegene Entwicklungskompetenz anbieten zu können.

Welcher Weg der richtige ist oder ob beide tragfähig sind, werden wir erst in wenigen Jahren wissen. Natürlich ist die Ausgangslage von Räderhersteller zu Räderhersteller und von Autoproduzent zu Autoproduzent unterschiedlich. Trends werden detalliert in dem umfangreichen Report aufgezeichnet, der in der April-Ausgabe seine Fortsetzung erfährt.

Goodyear – Endlich wieder Nummer 1

Was bringt die Zukunft für the Goodyear Tire & Rubber Co? Goodyear-Chef Gibara hielt anläßlich einer Zusammenkunft von 144 Spitzenmanagern in Hawaii eine lange Rede, um detailliert auszuführen, in welche Richtung der Konzern läuft und warum er das tut, welches seine vielfältigen Ziele sind. Oberstes Ziel, so viel ist immer klar, ist es, aus Goodyear nicht allein den größten, sondern den profitabelsten Reifenhersteller der Welt zu formen. Aber mit welchen Idee? Mit welchen Marken? Mit welchen Strategien und mit welchen taktischen Maßnahmen? Die Rede ist lang und spannend.